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Iran sorgt wieder für Unruhe

Von Georg Friesenbichler

Politik

Zwischenfälle im Persischen Golf. | Franzosen drohen Teheran wegen des Atomstreits mit einem Militärschlag.


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Teheran. Der Iran bringt sich wieder verstärkt in Erinnerung: Nachdem Präsident Mahmoud Ahmadinejad vergangene Woche vor der UNO-Generalversammlung auf westliche Empörung stieß, weil er die Al-Kaida-Urheberschaft der Anschläge vom 11. September 2001 in Zweifel zog, rasselt die Führung in Teheran nun mit den Säbeln. Da der "globale Unterdrücker" USA Schiffe nahe der Seegrenze des Iran habe, werde die iranische Marine eine "starke Präsenz" unweit der Hoheitsgewässer der USA zeigen, erklärte nun Marine-Chefkommandeur Habibollah Sayyari.

Solche Ankündigungen sind nicht neu: Bereits im Juli hatte der Admiral angekündigt, der Iran werde eine "Flotte in den Atlantik entsenden". Genauere Angaben über Zeitpunkt und Flottenstärke unterließ Sayyari aber. Die iranische Marine verstärkt bereits seit dem vergangenen Jahr ihre Präsenz in internationalen Gewässern. Regelmäßig werden Schiffe in den Indischen Ozean und den Golf von Aden entsendet, um iranische Handelsschiffe in der Region vor Angriffen somalischer Piraten zu schützen. Im Februar hatte der Iran erstmals zwei Kriegsschiffe ins Mittelmeer an die syrische Küste gesendet. Sie passierten damals den Suezkanal - Israel empfand diese Aktion als Provokation.

Die starke Präsenz, von der der Admiral spricht, wird sich allerdings auf wenige Schiffe beschränken müssen, verfügt der Iran doch nur über sechs größere Kriegsschiffe, fünf davon ältere Fregatten und Korvetten aus britischer und amerikanischer Produktion. Das sechste ist ein modernes Schiff, dass der Iran selbst entwickelt und gebaut hat. Er nennt das Schiff mit einer Verdrängung von 1420 Tonnen einen Zerstörer, nach internationalen Maßstäben entspricht es aber dem kleineren Typ einer Korvette.

Allerdings sollen die Hochseeschiffe und die Patrouillenboote der Revolutionsgarden, die vor allem im Persischen Golf operieren, mit einer "großen Anzahl" von Marschlugkörpern vom Typ Ghader ausgerüstet werden, wie nun Verteidigungsminister Ahmed Wahidi ankündigte. Diese Raketen gegen Wasser- und Landziele haben eine Einsatzreichweite von 200 Kilometern.

In jüngster Zeit hat es wiederholt gefährliche Zwischenfälle im Golf gegeben, mehrfach sei es zu Beinahe-Kollisionen zwischen iranischen und US-Marinebooten gekommen, berichtet das "Wall Street Journal". US-Vertreter sollen deswegen schon einen direkten Draht zu Teheran zur Vermeidung von Konflikten auf See erwogen haben, was der Iran aber ablehnt.

Beobachter halten es aber auch für möglich, dass die Demonstration militärischer Präsenz sowohl nach außen wirken wie auch der eigenen Bevölkerung die Angst vor einem ausländischen Angriff nehmen soll. Befürchtungen über eine kriegerische Auseinandersetzung treiben auch den französischen UN-Botschafter Gerard Araud um. Wenn es keine neuen Verhandlungen über das iranische Atomprogramm gebe, bestehe das "hohe Risiko" eines militärischen Eingreifens, sagte er in New York. Eine derartige Eskalation könne aber "katastrophale Folgen in der Region" haben, meinte er. Auch Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatte Anfang September einen möglichen Präventivschlag gegen den Iran erwähnt.