Teheran erklärt sich im Atomstreit zu neuem Dialog bereit. | Der ewige Atomstreit mit Teheran geht in die nächste Runde - nicht zuletzt dank US-Präsident Barack Obama. Denn er hat den Persern den Wind aus den Segeln genommen und damit auch jenes Angriffspotenzial als Feindbild. Die USA sind in den Augen Teherans seit 30 Jahren der "Große Satan" und US-Flaggenverbrennungen gehören ebenso zu den Ritualen der Führungsphilosophie wie "Tod Amerika"-Rufe beim Freitagsgebet.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Doch Obama hat mit der Politik seines Vorgängers George W. Bush gebrochen und den Persern von Anfang an die Hand gereicht: Milder im Ton, eine Grußbotschaft zum iranischen neuen Jahr überbringend und auch weniger erpicht auf Konfrontation. Parallel dazu ist er in der Sache selbst hart geblieben. Die US-Wirtschaftssanktionen gegen den Gottesstaat hat er gleich nach seinem Amtsantritt um ein Jahr verlängert und im Atomstreit ein Ultimatum gesetzt. Bis Ende September, so die Vorgabe, muss Teheran wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren.
Worum geht es? Bisher hat der Iran allen Forderungen des Westens nach einer Aussetzung der Urananreicherung getrotzt. Auch die Möglichkeit, als Vorbedingung für Gespräche den Ausbau des Programms für eine begrenzte Zeit zu stoppen, hat das Land abgelehnt.
Doch angesichts der Wirtschaftslage und der Rute aus Washington blieb den diplomatisch geschickten iranischen Verhandlern diesmal quasi nichts anderes übrig, als auf die Warnung Obamas zu reagieren. Nicht ganz uneigennützig allerdings. Denn dass sich die Perser jetzt nach monatelangem Stillstand und zahnlosen Sanktionen des Westens bereit erklärt haben, die Gespräche über das umstrittene Atomprogramm wiederaufzunehmen, ist kein Zufall: Gerade in dieser Woche wird die internationale Atomenergiebehörde (IAEO) in ihrem neuesten Bericht feststellen, dass Teheran keine wesentlichen Fortschritte erzielt hat.
Teheran hat nun ein "Vorschlagspaket überarbeitet" und sei bereit, mit den Weltmächten über sein Nuklearprogramm zu sprechen, so Chefunterhändler Said Jalili. Über den Inhalt wurde - wie immer - nichts bekannt.
Doch dass die Urananreicherung aufgegeben wird, glaubt niemand. Eines hat der Vorstoß jedenfalls bereits bewirkt: Teheran ist wieder im Gespräch.
Die fünf ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat (USA, Großbritannien, Frankreich, Russland und China) und Deutschland berieten am Mittwoch in der Nähe von Frankfurt über das weitere Vorgehen im Atomstreit. Dort wurde zwar Irans Initiative positiv erwähnt, zugleich aber über ein neues viertes Sanktionspaket geredet. Auch die EU-Außenminister werden sich auf ihrem informellen Treffen am Freitag und Samstag in Stockholm mit dem Atomstreit befassen.
Fazit: Das Thema bleibt aktuell und der Iran gewinnt wieder Zeit.