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Iran-Wahl: Rückschlag für Ahmadinejad

Von WZ-Korrespondent Arian Faal

Politik

Herbe Verluste der Hardliner. | Rafsanjani siegt bei Expertenratswahlen. | Teheran. Wenn die bisherigen Hochrechnungen stimmen, muss Irans Präsident Mahmud Ahmadinejad nach der Doppelwahl im Gottesstaat eine derbe Niederlage einstecken.


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Bei der Wahl des Expertenrats führt sein Widersacher, Ex-Präsident Ali Hashemi-Rafsanjani, mit großem Vorsprung vor seinem Mentor, dem ultrakonservativen Konkurrenten Ayatollah Mohammad Mesbah-Yazdi. Mesbah-Yazdis schlechtes Abschneiden (nach jetzigen Hochrechnungen an 6. bzw. 7. Stelle) gilt als Ohrfeige für den Präsidenten.

Das aus 86 Theologen zusammengesetzte Gremium wählt, kontrolliert und suspendiert (theoretisch) den obersten geistlichen Führer des Landes (seit 1989 Ayatollah Ali Khamenei). Künftig beträgt die Amtszeit der Mitglieder des Rates zehn Jahre (bisher acht).

Neben den Expertenratswahlen waren die Iraner auch zu Kommunalwahlen aufgerufen. In Teheran lagen am Sonntag die dem Teheraner Bürgermeister und Konkurrenten Ahmadinejads bei den Präsidentschaftswahlen, Mohammad Ghalibaf, nahe stehenden Kandidaten vorne. Ghalibaf ist zwar konservativ, distanziert sich aber zunehmend von der Hardliner-Führung und gilt als moderat.

Hohe Wahlbeteiligung

Von den etwa 70 Millionen Iranern waren mehr als 45 Millionen wahlberechtigt, die Beteiligung war mit 28 Millionen höher als bei den letzten Präsidenten- und Parlamentswahlen. Wahlentscheidend sind einmal mehr die vielen Jungwähler, die diesmal den Weg zur Urne nicht scheuten.

Diese deutlich merklich erhöhte Wahlbeteiligung von durchschnittlich etwa 66 Prozent - von 47 Prozent in Teheran bis über 70 Prozent in einigen Provinzen - zeigte eine Trendwende an, denn die Fundamentalisten hatten ihre Siege bei geringem Wählerinteresse als Folge der Frustration über die erfolglosen Reformpolitiker eingefahren.

Die endgültigen Ergebnisse werden frühestens für Dienstag erwartet.