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Urananreicherung sei definitiv. | Iran hat Recht auf Atomenergie. | Wien/Teheran. Irans Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad hat vier Tage vor Ablauf des Ultimatums des UN-Sicherheitsrats die Hoffnung auf eine Lösung im Atomstreit weiter gedämpft. Bei einer in "CNN" live übertragenen Pressekonferenz schloss er eine Aussetzung der Urananreicherung definitiv aus und warnte den Westen vor Sanktionen gegen den Gottesstaat. Auch die "zwei oder drei Länder", die besonders "feindlich" eingestellt seien, hätten "genug Urteilskraft, um diesen Fehler nicht zu begehen".
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Der umstrittene Provokateur wählte für das viel beachtete "Pressespektakel" (Zitat eines US-Diplomaten) nicht nur den Zeitpunkt und die Kulisse - Ahmadi-Nejad sprach vor einem Abbild des "Freiheitsplatzes" von Teheran, prall gefüllt mit Regimeanhängern - bewusst, sondern auch seine Worte. "Der Iran ist ein friedvolles Land und es gibt in der Geschichte auch keinen Beweis dafür, dass mein Land ein anderes angegriffen hätte", betonte der Hardliner vor rund 200 Journalisten in Teheran.
Letzteren warf er vor, oft nur "Halbwahrheiten" über ihn, einen Uniprofessor, zu verbreiten. Nach einem Überblick über sein innenpolitisches Programm - Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstumsförderung, Einsparungen im Verwaltungsapparat und Entrümpelung der Bürokratie - kam Ahmadi-Nejad auf den Zweiten Weltkrieg zu sprechen. "Warum sollen die Palästinenser nun für den Zweiten Weltkrieg büßen? Warum müssen sich Deutsche und Österreicher heute ständig anhören, dass die Generation ihrer Großeltern Verbrecher waren?", rief der Präsident den aufmerksamen Journalisten zu. Angesprochen auf den Atomstreit meinte er, dass es geradezu lächerlich sei, dass Staaten, die nicht einmal Mitglieder des Atomwaffensperrvertrages seien und selbst Atomwaffen besäßen, sich das Recht herausnähmen, dem Iran die friedliche Nutzung der Kernkraft zu untersagen. An Atomwaffen sei sein Land nicht interessiert und es werde auch niemandem gelingen nachzuweisen, dass sein Land diese anzustreben versuche. Der Iran arbeite im Rahmen der IAEO-Richtlinien und werde dies auch weiterhin tun, fügte Ahmadi-Nejad hinzu. Er werde in Briefen an alle "wichtigen Staaten" den Standpunkt Teherans und seines Wunsches nach einem atomwaffenfreien Nahen Osten nochmals darlegen. Unterdessen berichtet das US-Magazin "Time", dass Washington den Iran im Atomstreit notfalls auch mit Strafmaßnahmen im Finanzbereich zur "Vernunft" bringen will. Sollte die US-Führung mit einem härteren Vorgehen im Sicherheitsrat scheitern, würden Banken und Unternehmen zu einem Investitionsstopp gedrängt werden.