+++Hoffen auf Wien als Vermittler. | Iran löst Konten in Europa auf.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Paris/Teheran. Nachdem der französische Staatspräsident Jacques Chirac am Donnerstag deutlich zur Atomfrage Stellung bezogen und Terrorstaaten offen mit einem Atomwaffeneinsatz gedroht hat, ließen iranische Stellungnahmen auf diesen offensichtlichen Seitenhieb nicht lange auf sich warten.
In einer ersten Reaktion meinte ein ranghoher iranischer Diplomat gegenüber der "Wiener Zeitung", dass der Westen zur Kenntnis nehmen sollte, dass lächerliche und provokante Drohgebärden schon in den letzten 27 Jahren seit Beginn der Revolution vom Iran nicht ernst genommen wurden. Sie hätten stets zu mehr Unfrieden als Frieden geführt hätten. Der Westen, so der Diplomat weiter, solle seine Zunge hüten und seine Formulierungen viel bedachter wählen.
Der am 2. Februar geplanten Sitzung der internationalen Atomenergiebehörde(IAEO/IAEA) sehe die Regierung in Teheran gelassen entgegen. Man werde sich auch weiterhin für eine friedliche und für alle Seiten akzeptable Lösung bemühen, jedoch keine Politk des Zwanges und der Unterdrückung hinnehmen. Irans Botschafter in Wien, Seyed Mohsen Nabavi, hofft indessen auf die Schlüsselposition Wiens als Ort der Vermittlung und wünscht sich noch während der österreichischen EU-Präsidentschaft "friedenbringende Fortschritte" im Konflikt.
Gelder abgezogen
Unterdessen will die Führung in Teheran aus Sorge vor möglichen Sanktionen im Atomstreit Devisenkonten in Europa im Wert von acht Milliarden US-Dollar (6,63 Mrd. Euro) auflösen. Das berichtete die arabische Zeitung "El Schark el Awsat" gestern. Die Zentralbank habe den Auftrag erhalten, die staatlichen Gelder von europäischen Geldinstituten (ausgenommen lediglich Gelder in der Schweiz) zu Banken in Hongkong, Singapur, Schanghai und Malaysia zu transferieren. Man wolle der EU keine Gelegenheit geben, durch ein mögliches Einfrieren der Konten Druck auf den Iran auszuüben, so ein Informant.