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Zentralbank-Chef: "Haben Goldbestände vervielfacht." | Parlament rüffelt Regierung wegen der Dauerkrise. | Paris/Teheran/Wien. Teherans Führung hat einen Schwenk in der Währungspolitik vollzogen: Künftig wollen die Perser vor allem auf Gold setzen. "Der Goldanteil unserer Währungsreserven beträgt rund 15 Prozent. Wir sind stolz sagen zu können, dass wir unsere Goldreserven in letzter Zeit mehrmals vervielfachen konnten", erklärte Zentralbankchef Mahmoud Bahmani. Deshalb müsse man innerhalb der kommenden zehn Jahre kein Edelmetall mehr importieren.
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Zudem war aus informierten Kreisen zu vernehmen, dass im Iran jährlich rund 30 Tonnen Gold verbraucht würden.
Auch hinsichtlich der Währungsreserven konnte Bahmani "erfreuliche Nachrichten" präsentieren und gab an, dass diese bereits die Marke von 100 Milliarden US-Dollar überschritten haben. Die Tatsache, dass die Perser sich nun mit Gold eindecken, zeigt sehr deutlich, dass die Wirtschaftskrise noch nicht überwunden ist. Auch in der Konfrontation zwischen Regierung und Opposition im Iran zeichnet sich bisher keine Bewegung ab und die desolate wirtschaftliche Situation erweist sich einmal mehr als Achillesferse der Führung.
Übermächtiger Staat kontrolliert Wirtschaft
Der Grund für die gegenwärtige Misere des Landes liegt vor allem in der überbordenden Rolle des Staates bei allen wichtigen Wirtschaftsabläufen, der Dominanz der allmächtigen Stiftungen und dem Mangel an Innovationen. Mit US-Sanktionen muss man schon seit 30 Jahren zurechtkommen, doch die zusätzlichen UN- und EU-Sanktionen bringen die Bazari (Händler) in eine missliche Lage: Der Aufschwung bleibt aus, denn immer mehr Investoren meiden den Iran. Parallel dazu steigen Inflation und Arbeitslosigkeit.
Im Iran fehlt es an Technologie und Ersatzteilen für bestehende Industrieanlagen. Der zweitgrößte Ölproduzent der OPEC importiert seit 2006 raffinierte Mineralölerzeugnisse. Die Situation in der iranischen Ölindustrie hat sich seit 2007 derart verschlechtert, dass das Benzin rationiert werden musste, wodurch ein florierender Schwarzhandel entstand. Der Bau von eigenen Raffinerien soll diese Entwicklung bremsen.
Indes haben die jüngsten Zahlen zur Wirtschaftsentwicklung Anlass zu neuer Kritik an Präsident Mahmoud Ahmadinejads Regierungsstil gegeben. Nach der Schelte von Revolutionsführer Ali Khamenei (die "Wiener Zeitung" berichtete) melden sich nun auch die Reformer und die Abgeordneten des Parlaments zu Wort und verweisen auf einen Bericht der Zentralbank, aus dem hervorgeht, dass die Inflation im vergangenen Jahr 22 Prozent betrug und allein im vergangenen Monat um 1,8 Prozent zugenommen hat.
Inflationsrate mitSicherheit zweistellig
"Irans wirtschaftliche Talfahrt ist ungebremst. Wenn ich einmal höflich annehme, die Teuerung betrage nur 20 Prozent, so ist dies immer noch ein krasser Widerspruch zu Ahmadinejads Wahlversprechen, er werde die Inflation auf einstellige Werte hinunterdrücken", so ein entrüsteter Abgeordneter gegenüber der "Wiener Zeitung". Auch konservative Politiker aus den Reihen des Staatschefs werfen ihm vor, auf erfahrene Wirtschafts-Fachleute zu verzichten - was sich in der Abschaffung der Planungsbehörde ausdrücke -, und fordern eine radikale Umgestaltung der iranischen Wirtschaftspolitik.