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Irans Atomreaktor funktioniert nicht

Von WZ Online

Politik

Spekulationen über Sabotage. | Der Iran schafft es nicht, sein erstes Atomkraftwerk ans Stromnetz zu bringen. Wie am Samstag aus diplomatischen Kreisen in Wien zu erfahren war, müsse der gesamte Reaktorkern des Kraftwerks in Bushehr herausgenommen werden.


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Dies würde die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks deutlich verzögern, das eigentlich in diesem Monat ans Netz hätte gehen sollen.

Aus dem am Freitag an die Mitgliedsländer verteilten Iran-Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO/IAEA) geht hervor, dass der Iran die Behörde vergangenen Mittwoch darüber informiert habe, dass Brennstäbe aus dem Reaktorkern herausgenommen werden müssten. Nach Auskunft von diplomatischen Kreisen gibt es mit allen Brennstäben Probleme.

Was hinter den Schwierigkeiten steckt, ist unklar. Spekulationen reichen von den Spätfolgen eines Angriffs mit dem Computerwurm Stuxnet über ein normales technisches Problem bis zu bewusster Sabotage durch Russland, mit dessen Hilfe der Iran die Anlage baute. Im Herbst vergangenen Jahres hatte der Iran bestätigt, dass Stuxnet Bushehr infiziert habe. Die Regierung sprach aber nur von wenigen, schnell behobenen Problemen. Im vergangenen Herbst war Bushehr  vermutlich Ziel einer Cyber-Attacke durch den Computer-Schädling  geworden. Offen blieb damals das Ausmaß der Schäden im Atomkraftwerk, dessen Bau vor Jahrzehnten von der deutschen Firma Siemens begonnen worden war und das dann mit russischer Hilfe fertiggestellt wurde. Viele der Kontrollsysteme für die iranischen Industrieanlagen, auch in Bushehr, stammten von Siemens, und Stuxnet greift offenbar speziell diese Systeme an.

Kleinere Schwierigkeiten mit Brennelementen sind aus Expertensicht beim Start eines Reaktors durchaus normal, aber der Austausch des gesamten Kerns habe eine größere Dimension. "Dies wirft Fragen auf, ob der Iran einen modernen Atomreaktor sicher betreiben kann", sagte der Präsident des Instituts für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (ISIS) in Washington, David Albright, der "New York Times" (NYT). Der Zwischenfall könne ein erheblicher Rückschritt für das iranische Atomprogramm sein.

Das erste iranische Atomkraftwerk Bushehr steht rund 1200 Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran am Persischen Golf. Der erste Reaktorblock sollte nach seinem Beladen mit über 160 Brennstäben aus Russland zum Jahresbeginn 2011 an das Stromnetz angeschlossen werden. Zuletzt hieß es, dies solle noch im Februar geschehen. Im Frühjahr 2011 sollte der Leichtwasserreaktor dann seine Maximalleistung von 1000 Megawatt erreichen. Geplant sind auf dem Areal zwei weitere Blöcke.