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Irans Buhlen um Freunde

Von Arian Faal

Analysen

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"Es ist die wichtigste internationale Konferenz, die jemals im Iran stattgefunden hat." Diesen Satz hörte man in den vergangenen Tagen ständig in iranischen Medien. Doch dass die 16. Konferenz der Allianz der Blockfreien Staaten (NAM - Non Aligned Movement) inhaltlich ein großer Coup für die Perser wird, dürfte ein Wunschdenken bleiben.

Denn realistisch gesehen hat das Bündnis, das ursprünglich als Gegenpol zu Warschauer Pakt und NATO gegründet worden war, kaum mehr eine Bedeutung. Viele der Länder, die nun in Teheran weilen, haben oft ganz unterschiedliche Positionen zu Fragen der Weltpolitik und sind auch nicht alle - siehe Saudi Arabien - unbedingt Freunde der iranischen Politik. Dennoch versucht die 16-Millionen-Metropole Teheran sich als Weltstadt zu präsentieren und der Iran trachtet, sich gegenüber dem Westen als Regionalmacht zu positionieren. Dass das Thema Palästina ganz oben auf der Agenda steht, ist ein deutlicher Seitenhieb auf Israel. Kairo springt auf diesen Zug auf und in Teheran wird schon von einer "neuen Epoche" zwischen den Beziehungen zwischen Ägypten und dem Iran geträumt.

Immerhin aber ist die Tagung ein diplomatischer Achtungserfolg für die Perser: Von 25. bis 31. August sind 150 Delegationen und insgesamt mehr als 7000 Gäste vertreten, davon 40 auf höchster Ebene.

Dass selbst der ägyptische Präsident Mohammed Mursi und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon trotz der Mahnrufe aus Tel Aviv und Washington nach Teheran reisen, um an der Konferenz teilzunehmen, werten die Gastgeber als klaren Erfolg.

Die Botschaft Teherans: Die Regionalmacht Iran kann man nicht links liegen lassen. Man präsentiert sich als "Element des Gleichgewichts" bei globalen Fragen wie dem Syrien-Konflikt, dem Arabischen Frühling und Palästina. Die historische Annäherung an das ehemals verfeindete Ägypten dürfte hierbei ebenso eine Genugtuung gegenüber dem Westen sein wie der Umstand, dass der Iran versucht, die Blockfreien davon zu überzeugen, die westlichen Sanktionen wegen der Urananreicherung nicht mitzutragen.

Doch auch bei all der iranischen Euphorie darf man nicht übersehen, dass es um die iranische Wirtschaft - Stichwort: Rekordinflation - sehr schlecht bestellt ist und Israel immer wieder mit einem Angriff auf die iranischen Atomanlagen droht.

Zudem gibt es keine Anzeichen für eine baldige Einigung im Atomstreit, und bei der Lösung der Syrien-Frage will der Westen den Iran partout nicht einbinden.