Iraner sollen laut Regime "Wut gegen Verbrechen" zum Ausdruck bringen. | Teheran. In Teheran ist es am Mittwoch zu Zusammenstößen zwischen Befürwortern und Kritikern der Regierung gekommen. Mehrere hundert Demonstranten lieferten sich bei der Beerdigung des Studenten Sanee Zhaleh, der am Montag bei den Protesten erschossen worden war, einen Schlagabtausch mit den Milizen. Die Opposition und die paramilitärischen Bassijmilizen geben sich gegenseitig die Schuld an dem Tod des jungen Mannes. Am Montag waren unter dem Eindruck der Revolution in Ägypten tausende Perser auf die Straße gegangen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Präsident Ahmadinejad selbst gab sich angesichts der jüngsten Krawalle betont gelassen und stufte die Bemühungen der Oppositionskräfte als "aussichtslos" ein. "Wir werden öfters angefeindet, aber die Initiatoren derartiger Zwischenfälle sollten wissen, dass sie am Status quo nicht rütteln können. Es ist, als würde man Staub in Richtung Sonne werfen - der Staub fällt einfach in ihre Augen zurück, so Ahmadinejad. Das Regime will am morgigen Freitag eine Großdemonstration gegen die Opposition organisieren. Die Bewohner Teherans sollten "ihre Wut und ihren Hass" gegen deren "abscheuliche Verbrechen" zum Ausdruck bringen, hieß es in Teheran. Der Protest richte sich "gegen die Anführer der Aufständischen", hieß es.
Karroubi ist standhaft
Den Oppositionsführern Mir Hossein Moussavi und Mehdi Karroubi wurde von der Führung nahegelegt, sich von den Protesten gegen das Regime deutlich zu distanzieren. Nur so könnte man ihnen mildernde Umstände im Prozess, der sie und Ex-Präsident Mohammad Khatami erwartet, gewähren. Doch auch der Umstand, dass eine Gruppe von Parlamentariern sich für die Todesstrafe der drei führenden Köpfe der Opposition ausgesprochen hatte, beeindruckt die Betroffenen nicht. Mehdi Karroubi, der sich seit Tagen unter Hausarrest befindet, ließ ausrichten, dass er keinen Millimeter von seinen Standpunkten abrücken werde und, dass die Regierung für alle Toten und Verletzten der jüngsten Demonstrationen verantwortlich sei. "Ich (...) habe keine Angst vor Drohungen. Ich bin bereit, jeden erforderlichen Preis zu zahlen", so Karroubi.
Rückendeckung bekommt die Opposition vom Chef des Experten- und Schlichtungsrates, Ali Akbar Hashemi-Rafsanjani. Er verwies auf seine Ansprache vom Juli 2009, in der er den Wächterrat dafür kritisiert hatte, der Präsidentschaftswahl von 2009 Legitimität bescheinigt zu haben. Die konservative Elite rund um Ahmadinejad reagierte entsprechend wütend auf die Aussagen Rafsanjanis und hat damit begonnen, alles daran zu setzen, ihn als Chef des Expertenrates abzulösen.