)
Freitagsprediger fordert Gehorsam gegenüber Regime. | Teheran/Wien. Der ultrakonservative schiitische Geistliche Ahmad Khatami hat beim Freitagsgebet in Teheran die Opposition gemaßregelt und absoluten Gehorsam gegenüber Irans Führung verlangt. In Anspielung an die umstrittene Präsidentschaftswahl vom Juni 2009, die zu heftigen Protesten geführt hat, zog der Hardliner einen Schlussstrich: "Nach legitimen demokratischen Wahlen wird der Wahlakt abgeschlossen und so sollte das auch bei uns im Iran sein. Die Wahl ist vorbei. Das Volk hat entschieden".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die gesamte konservative Elite des Landes war anwesend, als Khatami mit strengem Blick vor den Unruhestiftern warnte und die Iraner zur Einheit aufrief.
Denn die Konservativen fürchten mittlerweile um ihre Vormachtstellung. Einer von ihnen, Ruhollah Hosseinian, Fraktionsleiter der Hardliner im Parlament, hatte diese Woche "wegen der weichen Haltung gegenüber der Opposition" seinen Rücktritt eingereicht - diesen später auf Druck seiner Parteikollegen jedoch wieder zurückgezogen. "In jeder Behörde, in jedem Amt und sogar in den Ministerien sitzen Leute, die mit der Opposition sympathisieren und die Arbeit der Regierung boykottieren", warnte Hosseinian in seinem Demissionsansuchen an Parlamentspräsident Ali Larijani. Der Staat müsse schärfer gegen seine Kritiker vorgehen.
Hosseinians Wort hat viel Gewicht, denn er ist nicht irgendein Parlamentarier, sondern war Informationsminister und ist einer der führenden Köpfe der Konservativen. Seine Rücktrittsdrohung führte zu heftigen Diskussionen unter den Hardlinern. Und so musste Khatami beim Freitagswort ein Machtwort sprechen, um die Wogen zu glätten.
Regime fürchtet neue Proteste im Februar
Die Opposition klagt, dass das Regime mittlerweile eine Militärdiktatur errichtet hat. Immer öfter sind es Bassijmilizen, Pasdaran und Revolutionsgarden, die die öffentliche Ordnung herstellen und alles bedingungslos kontrollieren. Massive Kontrollen und Polizeipräsenz sollen Regimegegner von neuen Protesten abhalten. Anlass zu solchen könnte etwa der 40. Todestag vom Regimekritiker Großayatollah Hossein Montazeri am 6. Februar oder der 31. Jahrestag der islamischen Revolution am 11. Februar geben.