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Irans Kleriker für Moussavi

Von WZ-Korrespondent Arian Faal

Politik

Ahmadinejad wirkt angeschlagen. | Wien/Teheran. Lange haben alle darauf gewartet, am Wochenende war es soweit: Irans geistliche Führungselite hat sich am Wochenende deutlich zur umstrittenen Präsidentschaftswahl vom 12. Juni geäußert und sich von der Führung distanziert. Der offiziell unterlegene Kandidat Mir-Hossein Moussavi und die gesamte Oppositionsbewegung Irans erhalten dadurch einen wichtigen Rückenwind.


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Der prominente Rat der Geistlichen aus Ghom, dem spirituellen Zentrum des Landes, hat sich hinter Mussavi gestellt und in einer Erklärung die Wahlen und die Regierung von Wahlsieger Mahmoud Ahmadinejad als ungesetzlich bezeichnet. Außerdem, so der ungewöhnlich scharfe Seitenhieb auf die Milizen, wurde die sofortige Freilassung der zu Unrecht inhaftierten Demonstranten von den Revolutionsgarden gefordert.

Seit der Wahl brodelt es hinter den Kulissen des Gottesstaates, denn große Teile der Elite des Landes wenden sich vom obersten geistlichen Führer Ali Khamenei ab und deuten damit deutliche Risse innerhalb des Führungsapparates an (Die "Wiener Zeitung" berichtete).

Moussavi ging am Wochenende ebenfalls in die Offensive: Auf seiner Webseite wurden Dokumente veröffentlicht, die die Fälschung der Präsidentschaftswahl belegen sollen. In einem 24-seitigen Bericht mit dokumentierten Wahlfälschungen beschuldigt Moussavi Anhänger von Präsident Ahmadinejad des Stimmenkaufs und des Drucks mehrere Millionen überzähliger Stimmzettel. "Er soll aufpassen, denn er lehnt sich sehr weit aus dem Fenster. Da kann man leicht hinunterfallen", so die erste Reaktion eines Hardliners in Teheran.

Die Erzkonservativen gehen sogar noch einen Schritt weiter. Hossein Shariatmadari, ein enger Berater Khameneis und Chefredakteur der Zeitung "Keyhan", beschuldigte Moussavi und auch Ex Präsident Mohammad Khatami, ein ausländischer Agent zu sein, der das Fundament des islamische Systems Irans stürzen wolle.

Rafsanjani macht Druck

Ein deutliches symbolisches Zeichen gegen die Hardliner setzte auch der zweitmächtigste Mann Irans, Expräsident Ali Akbar Hashemi Rafsanjani. Er traf sich vor laufenden TV Kameras mit Angehörigen von in den vergangenen drei Wochen verhafteten Regimegegnern. Etliche Verhaftete gehörten der Regierung von Expräsident Mohammad Khatami an.

Dies alles bereitet der Regierung großes Kopfzerbrechen. Der alte, neue Präsident muss derzeit quasi zusehen, wie er mit den Vorwürfen rund um die Wahl, der Wirtschaftskrise und der Gegnerschaft des Klerus zu Rande kommt. Bei seinen Fernsehauftritten wirkt er schwer angeschlagen und deutlich gealtert. Das ganze Regierungsteam hält sich auffällig mit Medienauftritten zurück in den letzten Wochen. Man hat den Eindruck, dass die angeblichen Wahlgewinner sich verstecken.