Radikalislamist Ahmadi-Nejad verstört den Westen. | Teheran. Als Mahmoud Ahmadi-Nejad im Juni zum neuen Präsidenten des Iran gewählt wurde, wusste man zwar, dass der vormalige Bürgermeister von Teheran ein frommer Mann mit radikalen Ansichten war, wie sehr er aber den Westen provozieren würde, kam ebenso überraschend wie seine Wahl selbst.
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Zunächst einmal schlug er wieder einen schärferen Kurs im Nuklearstreit ein. Die Verhandlungen mit der EU, die die befürchteten Vorbereitungsarbeiten für eine Atombombe stoppen sollten, wurden im August auf Eis gelegt. Im November und Dezember sorgte er mit radikal anti-israelischen Sprüchen für weltweite Empörung.
Zwar benutzte daraufhin US-Präsident George W. Bush seit langer Zeit wieder den Terminus von der "Achse des Bösen", aber militärische Drohungen blieben diesmal aus. Sie würden unglaubwürdig wirken. Der Irak-Einsatz braucht alle Kraft, die USA sind dort auf die Kooperation mit den Schiiten angewiesen.
Zu den Glaubensbrüdern im Nachbarland baut wiederum der Iran immer stärker die Beziehungen aus, ebenso auch zu Syrien, das als Bruder im Kampf gegen die USA gilt. Gleichfalls zur starken Position des Iran tragen seine umfangreichen Erdölvorkommen bei.
Deshalb setzen die USA gegenüber Teheran weiterhin auf diplomatische Mittel in internationaler Kooperation. Ein ähnliches Rezept hat schließlich auch an anderer Front einen Teilerfolg gebracht: Nach dem Mord an dem libanesischen Politiker Rafik Al-Hariri am 14. Februar gelang es, Syriens Truppen zum Abzug aus dem Libanon zu bewegen.
Ahmadi-Nejad kümmert sich indes nicht um Drohgebärden. Neben den geopolitischen Vorteilen seines Landes verfügt er über die Gewissheit, im Besitz der göttlichen Wahrheit zu sein. Der bekennende Fundamentalist und Anti-Demokrat fühlte sich bei einer Rede vor der UNO "erleuchtet". Im eigenen Land hat er zwar mit gemäßigteren Kräften zu kämpfen, aber es ist ihm schon gelungen, entscheidende Posten in der Diplomatie umzubesetzen und so die Macht der radikalislamistischen Hardliner zu stärken. Westliche Geheimdienste fürchten mehr denn je den Iran als Basis zukünftigen Terrors.