Irland ist stolz auf seine Unabhängigkeit, umso härter tut sich die Regierung in Dublin damit, die EU um Hilfe zu bitten. Allzu stolz sollten die Iren allerdings nicht sein, denn es geht - wieder einmal - um die Zukunft des Euro. Das umfangreiche Banken-Rettungspaket beschert Irland heuer ein Budgetdefizit von 32 Prozent der Wertschöpfung, das ist ein einsamer Rekord.
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Seit Wochen hängt das Land am Tropf der Europäischen Zentralbank, die Märkte finanzieren weder Banken noch Staat.
Der Euro-Rettungsschirm wurde extra für solche Situationen geschaffen, und Irland wird am Ende auch nichts anderes übrig bleiben, als sich unter dessen Schutz zu begeben. Österreich hat vehementes Interesse daran: Irland steckt andere "periphere" EU-Länder an, und so manches osteuropäische Land könnte erneut in Probleme geraten. Das braucht niemand, um es salopp auszudrücken.
Die lange Gegenwehr der Iren auf das Angebot der EU, doch das Hilfsprogramm anzuzapfen, zeigt indes die unveränderte Schwäche der Euro-Zone. Nach der Rettung Osteuropas und der Fast-Pleite Griechenlands gab es die Diskussion, ob sich die Euro-Länder nicht gemeinsam finanzieren sollten. Ein gemeinsames EU-Vehikel könnte jene Anleihen begeben, mit denen die Milliarden-Defizite in der gesamten Euro-Zone bedeckt werden sollen.
Leider währte die Debatte nur kurz. Deutschland fürchtete, höhere Zinsen zahlen zu müssen als derzeit. Nun, das wäre vermutlich so.
Allerdings hätten gemeinsame Euro-Anleihen enormen Charme. Länder wie Irland hätten nie wieder Probleme. Nur wäre es dann mit der nationalen Selbstherrlichkeit vorbei, denn eine Harmonisierung der Steuer- und Sozialsysteme wäre in diesem Fall unerlässlich. Irland ist eine Steuer-Oase, dort siedeln sich große US-Konzerne an, um keine Steuer zu zahlen. Auch damit wäre es vorbei.
Aber genau das wäre wohl jene wirtschaftspolitische Abstimmung, die immer noch fehlt und die so dringend notwendig wäre. Irland hat Milliarden an EU-Förderung erhalten und diese zum Teil in Steuersenkungen investiert. Wie sich schon in Griechenland gezeigt hat, ein weder dauerhaftes noch irgendwie sinnvolles Konzept: Nun steht eine milliardenteure Rettung an, und ein Drittel der unter 24-Jährigen in Irland ist arbeitslos.