Böen des Hurrikans erreichen 360 Stundenkilometer.|Erste Tote auf den Kleinen Antillen.
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Mit Windgeschwindigkeiten von rund 300 Stundenkilometern ist der Hurrikan Irma in der Karibik erstmals auf Land getroffen. Am Mittwoch gegen 2.00 Uhr erreichte der die Kleinen Antillen und zog zu den Inseln Saint-Barthelemy und Saint-Martin weiter, wo mindestens sechs Menschen starben. Am Samstag dürfte Irma den US-Bundesstaat Florida erreichen.Bis zu 37 Millionen Menschen könnten nach Schätzungen der Vereinten Nationen von den Auswirkungen des Sturms betroffen sein.
Der Hurrikan der höchsten Stufe fünf könnte katastrophale Schäden anrichten, warnte das Nationale Hurrikanzentrum in den USA. Es sei mit über drei Meter hohen Wellen, starkem Regen und Erdrutschen zu rechnen.
Etwa eineinhalb Stunden verweilte das Auge des als "potenziell katastrophal" eingestuften Sturms auf dem französischen Überseegebiet Saint-Barthélemy, dann erreichte es die zwischen Frankreich und den Niederlanden geteilte Insel Saint-Martin. Der französische Wetterdienst berichtete von heftigen Springfluten. Ganze Küstengebiete seien bereits überschwemmt.
Die Ministerin für die französischen Überseegebiete, Annick Girardin, beschrieb "größere Schäden" auf den Inseln. Unter anderem habe der Sturm die Dächer von zahlreichen Häusern fortgerissen.
Es wurden Böen mit Spitzengeschwindigkeiten von 360 Stundenkilometern gemessen. Zuverlässige Messungen an Ort und Stelle waren nach kurzer Zeit aber nicht mehr möglich, da die Instrumente des französischen Wetterdienstes im Sturm verloren gingen.
Trotz der höchsten Alarmstufe weigerten sich laut Girardin rund 7.000 Menschen bis zuletzt, sich in Sicherheit zu begeben.
Die niederländische Regierung schickte rund 100 Soldaten auf die bedrohten Karibikinseln Sint Maarten, Sint Eustatius und Saba. Zudem seien zwei Marineschiffe mit weiteren Soldaten und Hilfsgütern in der Region bereitgestellt worden, teilte das Verteidigungsministerium mit.
Notstand in Puerto Rico
Inzwischen nahm Irma Kurs in Richtung Jungferninseln und Puerto Rico auf. Die weitere Route des Hurrikan ist noch unklar, aber laut verschiedenen Vorhersagen bedroht er auch Haiti und Florida. Puerto Ricos Gouverneur Ricardo Rossello Nevares rief den Notstand aus und aktivierte die Nationalgarde. "Ein so gefährliches Wetterphänomen hat Puerto Rico noch nie gesehen", sagte der Regierungschef.
Die Küstenregionen wurden evakuiert. Die Behörden richteten 456 Notunterkünfte mit Kapazitäten für mehr als 63.000 Menschen ein.
Haiti: Arme als potentielle Opfer
In Haiti dagegen wusste die Bevölkerung zunächst nichts von der drohenden Katastrophe. Vor allem die Bewohner in den besonders gefährdeten Armenvierteln waren gänzlich unwissend. "Sollte 'Irma' Haiti wirklich treffen, steht uns eine große Katastrophe bevor", sagte Sonja Schilling von Hilfswerk Austria International. Sie befindet sich derzeit im Nordwesten des Inselstaats. "Wir versuchen gemeinsam mit den Behörden die Menschen vorzubereiten, sie in sichere Unterkünfte zu bringen", berichtete Schilling. "Allerdings sind fast alle Gebäude im Norden direkt an der Küste, das ist besonders gefährlich. Es leben hier so viele Menschen, es gibt kaum sichere Orte."
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Die Behörden müssen zudem ohne die Hilfe der UN-Stabilisierungsmission (Minustah) auskommen, die in Erwartung ihres baldigen Mandatsendes bereits einen Großteil ihrer schweren Ausrüstung abgezogen hat. So stehen für die rund eine Million Menschen, die rund um die Hafenstadt Cap-Haitien leben, ganze drei Krankenwagen zur Verfügung. Stabile Notunterkünfte gibt es so gut wie keine. Haiti kämpft immer noch mit den Auswirkungen von Hurrikan "Matthew", durch den im Oktober vergangenen Jahres im Süden des Landes mehr als 500 Menschen ums Leben gekommen waren.
Es gab Hurrikanwarnungen für Antigua, Barbuda, Anguilla, Montserrat, St. Kitts und Nevis, die niederländischen Inseln Saba, Sint Eustatius, Sint Maarten, die französischen Überseegebiete Saint-Martin und Saint-Barthelemy, die Britischen Jungferninseln, die US-Jungferninseln, Teile Puerto Ricos und der Dominikanischen Republik.
Vorbereitungen in Kuba
In Kuba geht man davon aus, dass Irma die Nordküste der Insel treffen werde oder diese zumindest sehr nahe passieren werde. Er könnte am auf den Norden Ciego de Ávilas treffen und von der Provinz Camagüey nach Westen weiterziehen.
US National Weather Service<p>Auch Erdrutsche befürchtet
Auf seinem Zug könnte der Sturm auch die Dominikanische Republik, Kuba, Haiti und die Bahamas bedrohen. Urlauber müssten mit starkem Regen und Wind rechnen, in deren Folge es zu Überschwemmungen und Erdrutschen kommen kann, teilte das Auswärtige Amt in seinen Reise-und Sicherheitshinweisen für mehrere Karibikstaaten hin.
Touristen wurden aufgefordert, die Südwestspitze Floridas einschließlich der Inselkette Florida Keys zu verlassen. Nach Angaben der Behörden sollte die Abreise für Besucher von Mittwochmorgen (Ortszeit) an verpflichtend werden. Später sollten auch Einwohner zum Verlassen des Gebietes aufgefordert werden. "Wenn es jemals in den Keys einen ernstzunehmenden Sturm gegeben haben sollte, dann diesen", sagte Martin Senterfitt vom Katastrophenschutz des Bezirks Monroe County am Dienstag. "Je eher die Leute gehen, desto besser."
Auswirkungen auf die Luftfahrt
Die US-Fluggesellschaft United Continental bekommt die Folgen des Wirbelsturms Harvey finanziell zu spüren. Wie das Unternehmen aus Chicago am Mittwoch mitteilte, wird der Umsatz pro angebotenen Sitzkilometern im dritten Quartal drei bis fünf Prozent niedriger ausfallen als bisher erwartet. Die in der Branche viel beachtete Kennziffer werde damit stagnieren. Grund sei die viertägige Schließung des für United besonders wichtigen Flughafens Houston infolge des Hurrikans.
United führte die erwarteten Geschäftseinbußen auch auf die Drohung Nordkoreas zurück, Raketen auf das US-Territorium Guam zu schießen. United Airlines disponiert unterdessen bei der Modernisierung seiner Flotte um. Der europäische Flugzeugbauer Airbus teilte mit, dass die Fluggesellschaft zehn zusätzliche A350 bestellt und damit eine Order auf 45 Maschinen dieses Typs laufen habe. Zugleich habe United aber umgeschwenkt auf das kleinere A350-900 Modell, nachdem es zuvor 35 der größeren A350-1000 in Auftrag gegeben hatte.
(Quellen: AFP, APA, Granma, NOAA, Reuters, US Weather Service)