Rendi-Wagner und Doskozil befetzen sich auf offener Bühne. Der Rest der SPÖ schaut hilflos zu.
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Mittlerweile hat sich der Unterhaltungswert der SPÖ-internen Doku-Soap mit Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil in den Hauptrollen zwar abgenutzt, aber die beiden können halt nicht aufhören. Jedenfalls nicht von allein.
Mit unterschiedlichen Inhalten lässt sich dieser Konflikt längst nicht mehr erklären. Das Ganze hat etwas manisch Persönliches, das sich der rationalen Analyse entzieht. Die Vernunft haben schon lange beide Kontrahenten nicht mehr auf ihrer Seite. Umso mehr, als weder Rendi-Wagner noch Doskozil über die Mittel verfügen, den Gegner aus dem Spiel zu drängen. Einem Landeshauptmann, der - und sei es auch nur im kleinsten Bundesland - 49,9 Prozent der Stimmen und die absolute Mandatsmehrheit gewonnen hat, kann niemand das Wort verbieten. Und die Bundespartei hat sich in die seltsame Konstellation manövriert, dass praktisch nur die Parteivorsitzende allein über ihren Verbleib oder Abgang entscheidet. Man darf das als originelle Form der politischen Selbstentmachtung interpretieren, die insbesondere die Wiener SPÖ irritieren sollte. Die Ratlosigkeit der verbliebenen Parteigranden spricht Bände.
Es ist nicht Aufgabe von Journalismus, sich den Kopf von Parteien zu zerbrechen, weder über deren Personal, noch über deren Inhalte. Das müssen schon die in der Verantwortung befindlichen Funktionäre selbst erledigen. Und an den Wählern ist es dann, ein Urteil zu sprechen.
Dass es in der SPÖ selbst "Gewinner" dieser Auseinandersetzung geben könnte, ist subjektiv sicher, aber objektiv auszuschließen. Wähler wählen keine Parteien, die streiten. Das weiß keine Partei aus eigener Erfahrung besser als die ÖVP. Auch deshalb - und wegen der verlockend vielversprechenden Zukunftsprognosen - hat sie sich, geschlossen wie nie, hinter Sebastian Kurz versammelt. Ebenso steckt FPÖ und Grünen der Schrecken eines internen Dauerstreits und seiner verlässlich vernichtenden Folgen spür- und sichtbar in den Knochen. Nur der SPÖ ist diese Erkenntnis im vergangenen Jahrzehnt abhandengekommen.
Die Versuchung ist angesichts der erfolgreichen Geschichte der Sozialdemokratie groß, sich selbst für unverzichtbar zu halten. Dabei ist die Liste der verschwundenen Parteien voll von solchen, die nur noch um sich selbst kreisten. So weit ist es mit der SPÖ noch nicht, verfügt sie doch weiter über Machtzentren, allen voran in Wien. Doch für die absehbare Zukunft fällt die SPÖ als Herausforderin der ÖVP von Kanzler Kurz aus. Ihre einzige Hoffnung ist, dass die ÖVP über die eigenen Beine stolpert. Doch sogar hier ist die Sozialdemokratie der Kanzlerpartei einen Schritt voraus.