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Irvings Haft wird heute geprüft

Von Walter Hämmerle

Politik

Rechtsextremer Historiker sitzt seit 11. November in Haft. | Laut Anwalt hat Irving heute keine Zweifel mehr an Gaskammern. | Wien. Justitias Mühlen mahlen langsam. Manchmal sogar so langsam, dass der eine oder andere Beschuldigte durchaus auch auf den Gedanken kommen könnte, es sei schon längst Gras über die jeweilige Sache gewachsen.


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Dem Vernehmen nach soll auch der Fall des britischen "Historikers" David Irving, der in Werken und Vorträgen die Existenz von Gaskammern und die Zahlen der jüdischen Opfer bezweifelt hatte, diesen Gang genommen haben. Irving, 1938 als Sohn eines Offiziers in Essex geboren, wurde am 11. November in der Steiermark bei einem Autobahnparkplatz verhaftet. Der Haftbefehl gegen ihn stammt aus dem Jahr 1989, als Irving wieder einmal einen Vortrag bei der laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) im rechtsextremen Dunstkreis befindlichen Wiener Burschenschaft Olympia hielt. Er selbst will im Glauben wieder nach Österreich gekommen sein, dass der Haftbefehl inzwischen längst wieder aufgehoben sei.

Da dem jedoch nicht so war, klickten vor 13 Tagen wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das NS-Verbotsgesetz aus dem Jahr 1947 die Handschellen. Seitdem befindet sich der 67-Jährige in U-Haft. Am heutigen Freitag erfolgt nun die Haftprüfung Irvings, der in rechtsextremen Kreisen wegen seiner Thesen Kultstatus genießt.

Gut möglich, dass der Historiker ohne akademische Ausbildung, der laut BBC einst als aufgehender Stern in seinem Fach gelobt wurde, angesichts seines Alters gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt wird, bis Klarheit über das weitere juristische Vorgehen besteht.

Möglicherweise hilft hier auch eine Aussage von Irvings Anwalt gegenüber "News", wonach der Historiker "dazu gelernt" haben will und nun nicht mehr an der Existenz von Gaskammern zweifle. Irving selbst will sich bei Recherchen während der 90er Jahre in Archiven der ehemaligen Sowjetunion von deren tatsächlicher Existenz überzeugt haben.