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Islamkonformes Sparen

Von Stefan Beig

Wirtschaft

Islamische Banken nehmen weltweit zu. | Chancen auch für heimische Institute. | Wien. "Islamic Finance ist ein neuer Markt für herkömmliche Banken", erklärte Axel Kutschera, Sprecher der CSR-Consultants, einer Expertengruppe in der Wirtschaftskammer Österreich, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. "Das Interesse der Banken ist sehr groß." Gemeinsam mit dem Österreichischen Normungsinstitut und dem Islamischen Informations- und Dokumentationszentrum Österreich (IIDZ-Austria) hat CSR-Consultants mit der Erarbeitung einer international gültigen Norm für islamische Bankprodukte begonnen.


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Laut Günther Ahmed Rusznak vom IIDZ-Austria würden gerade Muslime überdurchschnittlich viel sparen. Das Potenzial für islamkonforme Bankprodukte sei enorm. In der EU leben rund 25 Millionen Muslime, in Österreich derzeit etwa 600.000. Rund 40 Prozent der islamischen Bevölkerung ist unter 20 Jahre alt. Trotz des wachsenden Interesses herkömmlicher Finanzinstitute am neuen Markt fehlen zurzeit verbindliche Richtlinien. "Die Literatur zum Thema ist derzeit noch chaotisch", so Rusznak.

Zinsverbot im Koran

Eine international anerkannte Regelung für Islamic Banking soll nun Klarheit schaffen. Karl Grün vom Österreichischen Normungsinstitut meint, dass die Norm bis Anfang 2010 fertig sein wird.

Der größte Unterschied zum westlichen Banksystem ist das Zinsverbot, das bereits im Koran festgehalten ist. Es untersagt, für den simplen Besitz von Geld Zinsen zu erhalten. Profite aus Investitionen, die gleichzeitig auch das Risiko eines Verlustes innehaben, sind allerdings nicht verboten, sie werden im Islam sogar gewünscht. Verboten sind freilich Investitionen in Geschäfte mit Alkohol, Schweinefleisch, Glücksspiel, Waffen, illegalen Drogen und pornografischem Material.

Die Zahl islamischer Finanzinstitute nimmt weltweit zu. Im Jahr 2000 waren es 173, 2008 bereits mehr als 400. Die Zahl der im privaten Sektor operierenden islamischen Banken wird auf etwa 80 geschätzt. Ein besonders breites Spektrum islamischer Bankprodukte gibt es bereits in Malaysien; im Nahen Osten sind die Vereinigten Arabischen Emirate das wichtigste Zentrum. 2004 entstand in Großbritannien mit der Islamic Bank of Britain die erste islamische Bank im nicht-islamischen Europa.

Im Unterschied zu rein islamischen Banken können auch konventionelle Finanzinstitute "Islamic Windows" anbieten. Das dort einfließende Grundkapital darf nicht aus dem Handel mit verbotenen Gütern stammen.

Für die nächsten 10 Jahre wird vorhergesagt, dass etwa 40 bis 50 Prozent des globalen Sparvolumens der muslimischen Bevölkerung in islamischen Banken angelegt sein wird.