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Wie kann die ISO-Zertifizierung im Unternehmen vorbereitet und eingeführt werden? Ist es für jedes Unternehmen sinnvoll? Wo liegen die Probleme, die Vor- und Nachteile? Unsere Serie versucht, eine | Antwort auf diese Fragen zu geben.
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ISO 9001:2000 ist ein Regelwerk, das eine klare Organisationsstruktur, festgelegte Verantwortung sowie nachvollziehbare Abläufe zur Realisierung der Produkterzeugung und Erbringung von
Dienstleistungen fordert.
Mit der Welle der Zertifizierung nach ISO 9001 schwappte zugleich eine Welle der Hoffnungen auf neue Marktchancen, von Verbesserungen innerhalb des Unternehmens und zugleich auch von Überlastung und
Frustration über die Unternehmen in vielen Ländern.
Laut Edith Kalny und Rudolf Pusterhofer, Autoren des im Linde Verlag Wien erschienenen Werkes "ISO Management. Chancen und Risken bei der Zertifizierung ISO 9001:2000", steht auch in Österreich
vielen bereits die Verlängerung der Zertifizierung ins Haus. Einige haben ihr Zertifikat zurückgelegt, um sich den Aufwand der neuerlichen Ausrichtung bereits selig schlummernder Handbücher gemäß der
Arbeit, die inzwischen ganz anders aussieht als vor drei Jahren beschrieben, zu ersparen.
Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und Mitarbeiter winken zumeist müde und verärgert ab, wenn das Thema zur Sprache kommt. "Wozu sollen wir uns das alles (weiterhin) antun?" fragen sich immer
mehr Betroffene.
Norm lässt viele Interpretationen zu
Wie kam es zu dieser Haltung? Laut Kalny/Pusterhofer hat die Norm selbst durchaus ihren Teil dazu beigetragen. Sie sei in einem Stil verfasst worden, der schwer verständlich und primär
produktionsorientiert sei, viele Interpretationen zulasse, wenig Anhaltspunkte für die praktische Umsetzung liefere und in ihrem Schreibstil zum "Befehlston" anleite. So manche Geschäftsleitung habe
zusätzlich noch eins draufgesetzt, indem sie einen zu knappen Termin für die Zertifizierung vorgab und den Rest einem sogenannten Qualitätsmanager bzw. einer Qualitätsmanagerin überließ. Diese Person
zeichnete hauptverantwortlich für das Erlangen des Zertifikats und übte dementsprechend Druck mit den Normforderungen aus.
"Qualitätsziele" wurden als Zusatzübung für die Zertifizierung gesehen. Zusätzlich gab es noch das Thema der kontinuierlichen Verbesserung. Die einen hielten diese für so selbstverständlich, dass sie
nicht einsahen, wozu sie darüber Buch führen sollten, die anderen wollten ihre Kollegen nicht in ein schlechtes Licht bringen, indem sie auf deren Fehler hinwiesen. Und wieder andere brachten auf
Befehl Unmengen von Vorschlägen aufs Papier, um ihr Plansoll von z.B. fünf Vorschlägen pro Kopf und Jahr zu erfüllen.
Wie kann ein Unternehmen nun derart negative Effekte bei der Neuausrichtung nach ISO 9001:2000 vermeiden, ja sogar in Chancen umkehren? Zunächst müssen sich alle Mitglieder in einer Organisation
dessen bewußt werden,
was die Kunden erwarten und fordern, wie sie zur ständigen Verbesserung beitragen können, und zu welchen Qualitätszielen sie in welcher Weise beitragen werden.
Die Führungskräfte zeichnen verantwortlich dafür, ein entsprechendes Umfeld dafür zu schaffen und die benötigten Mittel zur Verfügung zu stellen. Dazu zählen auch ein durchdachtes
Informationsmanagement, die nötige Weiterbildung sowie die Verpflichtung zur Bewertung dieser internen und externen Veranstaltungen.