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Israel gibt Syrien die Schuld für Grenzsturm am Golan

Von Georg Friesenbichler

Politik

Bei Protesten mehrere Todesopfer. | Neue Taktik der Palästinenser? | Jerusalem/Damaskus. Für Israel ist die Sache klar: Die hunderten palästinensischen Demonstranten, die am Sonntag die israelisch besetzten Golanhöhen stürmten, würden von Syriens Machthabern missbraucht, um von den Ereignissen im eigenen Land abzulenken. Bei der UNO hat Israel Beschwerde gegen das Nachbarland eingereicht.


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Tatsächlich berichteten die syrischen Medien weit ausführlicher über die Palästinenser-Demonstration an der Grenze als über die Proteste gegen das Regime von Präsident Bashar al-Assad. 23 Menschen seien am Golan von den Israelis getötet und mehr als 350 verletzt worden, wurde aus Syrien gemeldet - Zahlen, die Israel als übertrieben bezeichnet. Von den bisher mächtigsten Demonstrationen gegen Assad am vergangenen Freitag war hingegen nichts zu hören. Allein in der Stadt Hama sollen dabei laut der Opposition mindestens 48 Menschen von Sicherheitskräften getötet worden sein. In Hama wurde daraufhin ein dreitägiger Generalstreik ausgerufen.

Demonstranten gekauft?

Ob das Assad-Regime die Teilnahme syrischer Bauern mit 1000 Dollar erkauft hat, wie die im US-Exil operierende Syrische Reformpartei wissen will, erscheint dennoch fraglich. Schon als vor drei Wochen bei einem ähnlichen Ansturm an der syrischen und der libanesischen Grenze mindestens 13 Menschen starben, vermuteten israelische Kommentatoren und Politiker dahinter vielmehr eine neue Taktik der Palästinenser. Statt mit Gewalt gegen Israel vorzugehen, sollen nun Demonstrationen nach dem Vorbild der arabischen Revolutionen für die Ausrufung eines souveränen Palästinenser-Staates im September Stimmung machen, wurde spekuliert.

Am 15. Mai war der Anlass der Proteste der Tag der Staatsgründung Israels, der im Arabischen "Nakba" (Katastrophe) heißt. Diesmal wurde von den Demonstranten am "Naksa-Tag" die Grenze zu überschreiten versucht - dem Tag, als die Grenze nach dem Sechstage-Krieg von 1967 gezogen wurde. Neben den Golanhöhen annektierte Israel damals auch das Westjordanland und den Gazastreifen. "Naksa" bedeutet "Rückschlag".

Rückschlag für Israel

Nun ist es ein Rückschlag für Israel geworden. Die bessere Vorbereitung auf solche Ereignisse, die Israels Armeeführung nach der überraschenden Attacke vom Nakba-Tag versprochen hatte, hat nur wenig gebracht. Wieder griffen die Grenzsoldaten zu den Waffen, auch wenn, wie Israel beteuerte, nur auf die Beine geschossen wurde. Zudem hätten von den Demonstranten geschleuderte Brandsätze Minen zur Explosion gebracht, die die Todesopfer verursacht hätten, hieß es von israelischer Seite. UNO-Chef Ban Ki-moon rief alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf.

Israel fürchtet nun, dass solche Aktionen zu einer regelmäßigen Form des Protestes werden könnten. Darauf deutet auch hin, dass auch diesmal wieder im Südlibanon Palästinenser und ihre Sympathisanten zur Grenze vordringen wollten. Sie wurden allerdings von Sicherheitskräften daran gehindert.