"Schwächen des Zionismus" wird zum Unterrichtsfach. | UN-Resolutionsentwurf nächste Woche erwartet. | Teheran/Tel Aviv. Pünktlich zum Ausklang des Fastenmonats Ramadan erregte Irans Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad mit einer provokanten Rede in Islamshahr nahe Teheran erneut den Zorn des Westens. Und wieder standen Hasstiraden gegen Israel im Mittelpunkt. "Die Existenz dieses Regimes ist die Wurzel vieler Probleme der heutigen Menschheit, unser Land hat bereits erklärt, dass dieses Regime schon seit seiner Gründung unrechtmäßig ist. Israel ist ein künstliches Konstrukt. Es wurde den Ländern in der Region aufgezwungen, und es kann nicht überleben", erklärte Ahmadi-Nejad vor Beginn des Jerusalem-Tags, der das Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan markiert und Solidarität mit den Palästinensern zeigen soll.
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An diesem Tag gedenkt man im Gottesstaat jedes Jahr der palästinensischen Bevölkerung. Der iranische Staatschef hatte bereits vor einem Jahr mit seiner Äußerung für weltweite Empörung gesorgt, dass Israel "von der Landkarte getilgt" werden sollte. Zudem leugnete er den Mord an sechs Millionen Juden durch die Nazis und bezeichnete den Holocaust als Mythos. Vor tausenden Anhängern kam der "Robin Hood der Iraner", wie Ahmadi-Nejad von seinen Anhängern genannt wird, dann auf sein Nuklear-Programm zu sprechen und wiederholte seine Unnachgiebigkeit. "Der Iran wird nicht ein Jota seiner Rechte aufgeben." Nachdem die EU die diplomatischen Bemühungen mit Teheran für gescheitert erklärt hat, wird sich der UN-Sicherheitsrat Anfang nächster Woche mit einem Resolutionsentwurf zum Iran-Dossier beschäftigen.
Schlagabtausch
Teheran - Tel Aviv
Die emotionsgeladene Rede Ahmadi-Nejads ist offenbar Teil eines verbalen Schlagabtausches zwischen Teheran und Tel Aviv, der über die Medien stattfindet. Israels Ministerpräsident Ehud Olmert, der erst vor wenigen Tagen Russland ermahnt hatte, im Sicherheitsrat Strenge mit Teheran walten zu lassen, äußerte schon mehrmals den Verdacht, dass der Iran Israel vernichten wolle. Verteidigungsminister Shaul Mofas ging sogar so weit, das iranische Atomprogramm als die größte Bedrohung für die Juden seit dem Holocaust zu bezeichnen.
Als Reaktion auf die neuerlichen Attacken Teherans beeilte sich Israel am Freitag, dem Iran vorzuwerfen, durch die Bestechung eines Hamas-Anführers die Verhandlungen über die Freilassung des verschleppten Soldaten Gilad Shalit zu torpedieren. Seit Monaten befindet sich der israelische Soldat in der Gewalt palästinensischer Extremisten. Israels UN-Botschafter Dan Gillerman will eigenen Aussagen zufolge erfahren haben, dass der Gottesstaat zu diesem Zweck 50 Millionen Dollar an den in Syrien lebenden Hamas-Chef Khalid Maschaal gezahlt habe.
Bildungsoffensive
gegen den Zionismus
Unterdessen will die Führung in Teheran knapp vor der mehrmals verschobenen Holocaust-Konferenz nun auch die eigene Jugend über die "Wahrheit der Geschehnisse" aufklären. Deshalb erhalten Schüler seit drei Wochen eine zusätzliche Unterrichtseinheit zum Zionismus. Dabei soll es unter anderem um den "Sieg der Hisbollah über das zionistische Regime" gehen.
In den Workshops wolle man den Schülern "die Aktivitäten und das böswillige Ziel des zionistischen Regimes" erklären, um das Wissen der Schüler in diesem Bereich zu erweitern, so die offizielle Darstellung. Sie sind in vier Themenbereiche gegliedert, "Jerusalem, der Jerusalem-Tag und die Welt des Islam", "Auswirkungen des Hisbollah-Sieges über das zionistische Regime", "Schwachpunkte im zionistischen Regime" und "die amerikanische Lobby" , erklärte der Leiter der Abteilung für die "Geschichte Palästinas" im iranischen Kultusministerium, Ahmad Sarosch-Nejad,der iranischen Nachrichtenagentur "Mehr".