Unmut über "Remapping Palestine". | "Unseriöser" Wissenschafter erregt die Gemüter.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Ein heiß diskutiertes Thema ist der Nah-Ost-Konflikt allemal und als solches sorgt er auch immer wieder für Aufregung.
Aktueller Anlass: Ein vom Wiener Verein "Dar al Janub", für den Zeitraum vom 19. bis zum 21. Oktober geplantes Symposium mit dem Titel "Remapping Palestine", bei dem auch ein Vortrag des in Fachkreisen umstrittenen israelischen Historikers Ilan Pappé geplant ist. Die Österreichisch-Israelische Gemeinschaft (ÖIG) reagierte auf die Ankündigung mit massiver Kritik.
"Bei dieser Veranstaltung handelt es sich um ein ganz einseitiges Symposium, das keine einzige israelische Stellungnahme zulässt," kritisierte Susi Shaked, Generalsekretärin der ÖIG, das anstehende Treffen.
Des Weiteren bezeichnete Shaked das geplante Symposium als unnötig. In ihren Augen würde eine Veranstaltung dieser Art die Friedensbewegung zerstören und sei weder im Interesse der einen noch der anderen Konfliktpartei.
Alleine schon der Titel würde es laut ÖIG erlauben, das Treffen im Oktober als Fortsetzung der dritten Durban-Konferenz zu interpretieren, der bereits ein antisemitischer Ruf anhafte. Den Veranstaltungstitel "Remapping Palestine" (auf Deutsch am ehesten zu übersetzen mit: Neuzeichnen der Karte Palästinas) übersetzt die ÖIG allerdings relativ frei mit "Neubelagerung Ralästinas".
Ein rotes Tuch für die ÖIG ist zweifellos auch das angekündigte Referat des zwar bekannten, aber nicht unumstrittenen Israel-kritischen Historikers Ilan Pappé. So ist Pappé zwar als renommierter Historiker bekannt, letztendlich haftet ihm jedoch der Ruf an, unseriös und einseitig zu sein. Shaked selbst bezeichnete ihn als einen "schwierigen Menschen."
Unter den Unterstützern der Veranstaltung taucht unter anderem auch die Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen (GÖAB) auf. Sie unterstützt das Symposium aber hauptsächlich aus freundschaftlichen Gründen den Veranstaltern gegenüber, so Fritz Edlinger, Generalsekretär der GÖAB.
Auf Shakeds Vorwürfe meinte Edlinger allerdings, dass es sich selbstverständlich um eine parteiische Veranstaltung handle, bei der auch harte Meinungen geäußert werden könnten, und nicht um eine objektiv wissenschaftliche. Immerhin sei es den Veranstaltern gelungen, international renommierte Fachleute nach Wien zu holen. Die Veranstalter selbst waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Wer ebenfalls als Unterstützer auf der Homepage www.dar-al-janub.net auftaucht - ohne es bis dato gewusst zu haben - ist die Kulturabteilung der Stadt Wien und das Außenministerium. Das Außenministerium habe eine finanzielle Unterstützung abgelehnt, sagte der Leiter der Presseabteilung Peter Launsky-Tiefenthal. Ähnliches gilt für die Stadt Wien: Zwar sei eine Unterstützungsanfrage eingegangen, diese sei aber noch zu prüfen und wurde momentan auf Eis gelegt, so Sprecher Daniel Benyes.