Die Jewish Agency in Israel lehnt Verhandlungen mit einer Regierung, in der Jörg Haiders Partei eingebunden ist, über die Restitution von jüdischem Eigentum ab.
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Chaim Chesler, Schatzmeister der Zionistischen Weltorganisation und der Jewish Agency für Israel, betont, dass die Dienstag bekannt gegebenen Aktionen nicht gegen die Österreicher
gerichtet sind, nicht gegen das österreichische Parlament, sondern einzig und allein gegen die Person Jörg Haiders und seine Partei. "Jüdische Werte stehen nicht zum Verkauf", erklärte Chesler auf
Nachfrage.
Die Opfer des Nationalsozialismus in Österreich hätten mehr als 50 Jahre lang keine Entschädigung bekommen, nun komme es auf etwas mehr Zeit nicht mehr an. Es gehe um moralische Sensibilität. Eine
Moral auf dem Rücken jener zumeist schon sehr alten Menschen, die durch diese Aktion Gefahr laufen, eine Entschädigung nicht mehr zu erleben? Oder ist das eher eine Reaktion auf ein vermutetes
Vorurteil der Österreicher? "Ja, das ist richtig", führte Chesler aus, man wolle nicht ein Vorurteil fördern, dass Juden mit Geld zu beschwichtigen wären. Und man wolle nicht einem Mann wie Jörg
Haider in die Hände spielen.
Die Ereignisse der Hitlerzeit und die Geburtsorte von drei der wichtigsten Nationalsozialisten, Hitler, Eichmann und Kaltenbrunner, nämlich in Österreich, machten die Zionistische Weltorganisation
besonders sensibel für Politiker, die sich von Gedanken jener Zeit nicht distanzierten. Man werde mit Studenten, Gewerkschaftern und Frauenorganisationen vor der österreichischen Botschaft in Tel
Aviv demonstrieren. "Nein zu Haider" ist das Motto dieses Aktionskomitees, das in ähnlicher Form auch in vielen anderen Ländern der Welt, in denen die Jewish Agency Repräsentanzen hat, tätig werden
wird. Eine Beziehung zu österreichischen Protestgruppen bestehe nicht.
Konkret antwortet Chesler auf die Frage nach dem Verhältnis zur Wiener Jüdischen Gemeinde, dass man den Juden in Wien nicht schaden wolle. Aber sie seien nicht aktiv gegen Haider. Die israelische
Zentrale der Jewish Agency habe auch der österreichischen Gemeinde mitgeteilt, dass der jüngste Aufruf an Österreichs jüdische Staatsbürger zur Immigration nach Israel nicht in Zusammenhang stünde
mit der neuen Regierung. Es sei die Kernaufgabe der Zionisten, Juden nach Israel zu bringen. Man unterscheide da nicht zwischen Österreich und anderen Ländern.
Gefragt, ob die Ablehnung von Verhandlungen über die Restitution jüdischen Eigentums mit anderen Organisationen abgesprochen sei, antwortete Chesler, man habe den Jüdischen Weltkongress verständigt
und der habe diese Forderung nicht zurückgewiesen. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden aus Österreich in Israel, Gideon Eckhaus, ist jedenfalls von der Aktion der Jewish Agency überrascht und
lehnt sie ab.