Ein Konflikt belastet das Musikfestival "Salam.Orient" - Grund ist Sponsoring durch die israelische Botschaft
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Wien. "Salam.Orient" - der Name ist Programm: Frieden soll gefördert werden. Seit fünf Jahren holt das Musikfestival "Salam Orient" Künstler aus dem Orient nach Wien, um den kulturellen Austausch zu fördern. Doch nun sorgt ein Logo auf der Festival-Homepage für Wirbel: Die israelische Botschaft finanziert den Aufenthalt einer Musikgruppe aus Israel und scheint als Sponsor auf.
"Wir verstehen uns nicht als politische Plattform", unterstreicht Festivalorganisator Norbert Ehrlich. So wie die indische Botschaft oder die Österreichisch-Arabische Gesellschaft Geld beisteuern, würde das eben auch die israelische Botschaft tun. Irgendjemand hat das Logo entdeckt. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer über Facebook und Twitter: Israel würde "Salam.Orient" mitfinanzieren.
Am Freitag gab der palästinensische Rapper MC Boikutt über die Plattform "Electronic Intifada" seinen Rückzug vom Festival bekannt und rief andere Künstler auf, es ihm gleichzutun. Prompt folgte ihm die syrische Sängerin Lena Chamamyan tags darauf. Ihr Manager Maher Sabra sagte zur "Wiener Zeitung": "Ein Fan aus Syrien hat uns auf das Logo hingewiesen. Wir wollen kein Teil eines Festivals sein, das von Israel gesponsert wird." Nicht das Judentum sei das Problem, sondern ein Staat, der Mauern baue und sich mit der Festival-Förderung in ein besseres Licht stellen wolle. "Was wäre los, wenn das Logo der iranischen Botschaft auf der Homepage auftauchen würde?"
"Absolut lächerlich"
"Absolut lächerlich" findet die Argumentation die israelische Botschaftsgesandte Galit Ronen. Jede Regierung habe das Recht, Kulturförderung zu betreiben. Sie hätte kein Problem damit, wenn die libanesische oder syrische Botschaft Sponsoren wären.
Mittlerweile zogen auch der palästinensische DJ Sotusura und die palästinensische Rapperin Malikah ihren Auftritt zurück. Auf ihrer Facebookseite schrieb Malikah: "Ich kann an keiner Kultur-Veranstaltung teilnehmen, die von einer kolonialen Besatzungsmacht gesponsert wird." Ob man bei einem relativ kleinen Zuschuss für den Aufenthalt von acht Musikern überhaupt von staatlichem Kultursponsoring sprechen kann, sei unerheblich, es gehe um das Prinzip.
Die fünfte Absage kam vom palästinensischen Musiker Marwan Abado. Über den Facebook-Wirbel ist er aber verärgert: Als er Samstagabend seinen Account öffnete, wurde er von etlichen Postings überrascht, die ihn zur Stellungnahme aufforderten. Ein Facebook-User hatte in einem offenen Brief behauptet, Marwan Abado hätte von Anfang an von dem Logo gewusst. "Das grenzt an Verleumdung." Aus Solidarität mit Palästina boykottieren einige Künstler Veranstaltungen, die mit Israel zu tun haben. "Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel" bündelt seit 2004 den kulturellen Boykott.
Das Logo der israelischen Botschaft bleibt, für seine Entfernung ist ohnehin schon zu spät. Darüber hinaus besteht die israelische Botschaft auf dem Logo, da man "mit offenen Karten spielen wolle". Man freue sich, betont Galit Ronen, dass "Salam.Orient" die israelische Gruppe nicht wieder ausgeladen hat.
www.salam-orient.at