Zum Hauptinhalt springen

Israel: Selbstmordanschlag mit 50 Verletzten

Von WZ Online

Politik

In der israelischen Stadt Beersheva kam es am Sonntag zu einem Selbstmordanschlag eines palästinensischen Extremisten. Dabei sind 50 Menschen zum Teil schwer verletzt worden.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Ursprünglich wollte der Attentäter sich offensichtlich in einem Bus in die Luft sprengen. Als das Wachpersonal auf ihn aufmerksam wurde und ihn verfolgte, führte er sein Vorhaben vor der zentralen Busstation der Stadt aus.

Ein Bekennerschreiben lag zunächst nicht vor. Möglichwerweise ist die palästinensische Gruppe "Islamischer Dschihad" verantwortlich, die Rache für die Tötung von fünf Palästinensern durch israelische Soldaten im Westjordanland angekündigt hatte. Es handelt sich bei dem Anschlag um den ersten palästinensischen Angriff auf Israel seit dem Abzug der jüdischen Siedler aus dem Gazastreifen.

Israel kritisiert Palästinenserführung

Der israelische Regierungssprecher Avi Pazner erklärte, der Anschlag sei das "Ergebnis der Passivität der palästinensischen Behörde". Er verlangte im namen Israels "strikte Maßnahmen"der Palästinenserführung gegen radikale Gruppen als Voraussetzung für eine Fortführung des Friedensprozesses wollten.

Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas verurteilte den Anschlag als "Terroraktion".

Der militärische Untergrundführer der Palästinenser-Organisation Hamas, Mohammed Deif, hat die Fortsetzung des bewaffneten Kampfes gegen Israel angekündigt. Der israelische Rückzug aus dem Gaza-Streifen sei mit Waffengewalt erzwungen worden, sagte der Chef der "Ezzedin el-Kassam"-Brigaden, des bewaffneten Flügels der Hamas, in einem im Internet veröffentlichten Videomitschnitt.

Abbas hatte zuletzt eine Regierungsbeteiligung der Hamas nicht ausgeschlossen. "Wenn wir eine Demokratie errichten wollen, sollten wir sie mit allen Konsequenzen akzeptieren", betonte er in einem Interview mit der französischen Zeitung "Libération". Vertreter der israelischen Regierung hatten sich vehement gegen die Zulassung der Hamas zu den Wahlen ausgesprochen. Die Hamas, die Israels Existenzrecht bestreitet, hatte bei den Kommunalwahlen vom vergangenen Dezember und Jänner große Erfolge auf Kosten der Fatah von Abbas verbuchen können.

Mauerbau geht weiter

Das palästinensische Kabinett protestierte unterdessen neuerlich gegen den Bau der israelischen Sperranlage im Westjordanland. Die israelische Armee hat in den vergangenen Tagen mit der Enteignung von 120 Hektar palästinensischen Landes für den Bau der Sperranlage um Maale Adumim (28.000 Siedler) begonnen. Der Bau ist Teil des Plans von Premier Sharon, die großen Siedlungsblöcke im Westjordanland im Widerspruch zu den Roadmap-Bestimmungen zu annektieren.

Nach Auffassung der palästinensischen Regierung muss der Gaza-Streifen weiterhin als besetzt gelten, weil Israel auch nach Auflösung der Siedlungen die vollständige Kontrolle über das Gebiet ausübe und die freie Fahrt nach Ägypten, die Schifffahrt und den Flugverkehr nicht zulasse. Nachdem Israel die Oslo-Verträge mit der PLO nie offiziell aufgekündigt hat, bilden der Gaza-Streifen und das Westjordanland vertragsrechtlich eine territoriale Einheit, die nach dem internationalen Friedens-Fahrplan ein souveräner und existenzfähiger Staat werden sollen.