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"Al Aksa ist in Gefahr", schallte es in Ankara und Istanbul aus hunderten Kehlen - ein unfreundlicher Empfang für den israelischen Premier Ehud Olmert bei seinem zweitägigen Besuch in der Türkei. Sein gastgebender Amtskollege Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor die israelischen Bauarbeiten kritisiert, die nach Ansicht der Muslime die ihnen heilige Al-Aksa-Moschee in Jeruslem gefährden. Prompt gab Olmert sein Einverständnis, türkische Techniker die Baustelle inspizieren zu lassen.
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Auch sonst standen regionale Konflikte im Mittelpunkt des ersten Besuchs eines israelischen Premiers seit 2001. Erdogan forderte den von den Demonstranten als Mörder apostrophierten Olmert auf, die Friedenschancen gegenüber den Palästinensern wahrzunehmen, Olmert wiederum warb um Unterstützung des Boykott-Kurses gegen den Iran.
Die Türkei versucht, eine zentrale Vermittlerrolle im Nahen Osten zu spielen - zwischen Israel und den Palästinensern, aber auch zu den Syrern. Olmert zollte dem Tribut, als er in Ankara versicherte, dass sein Land Frieden mit Syrien schließen wolle. Der Gast aus Jerusalem schränkte allerdings ein, dass zuvor Damaskus seine Unterstützung für Terroristen beenden müsse. Wohl ein Hinweis auf die syrischen Verbindungen zur libanesischen Hisbollah.
Das Lob von Olmert für die Rolle der Türkei im Nahen Osten wird das Misstrauen in anderen muslimischen Staaten wohl vergrößern, zählen Israel und die Türkei doch zu den wichtigsten Verbündeten der USA in der Region. Nicht zuletzt deshalb unterhalten beide Länder seit Jahren gute wirtschaftliche und militärische Verbindungen. Daran änderte auch die Machtübernahme durch die gemäßigt-islamische Partei AKP in der Türkei nichts.
Israels Luftwaffe nutzt den türkischen Luftraum für Übungsflüge. Die Einflugschneise spielt in den strategischen Überlegungen eine Rolle, wenn es um einen etwaigen Angriff gegen den Iran geht. Auch bei der Entwicklung und Produktion von Waffen wird kooperiert. 2005 gab es gemeinsame Manöver der Türkei, Israels und der USA vor der syrischen Küste.
Manche Beobachter meinen, darin schon einen Versuch erkennen zu können, gemeinsam die Küstenlinie zwischen den beiden Ländern zu kontrollieren. Nachdem nämlich der Plan, Wasser auf Tankschiffen von der Türkei nach Israel zu bringen, aus Kostengründen gescheitert ist, wird nun über ein anderes ambitioniertes Projekt gesprochen: Unterwasser-Pipelines sollen Israel mit Öl, Gas und Wasser versorgen.
Die mangelhafte Wasserversorgung ist ein ständiges Problem Israels und spielt in den Konflikten mit seinen Nachbarn wie auch mit den Palästinensern eine entscheidende Rolle. Experten sind sich allerdings uneinig darüber, ob der Plan realisiert werden kann. Manch einer bezweifelt die ökonomischen Gründe: Der Zweck liege in Israels Politik, den einzigen Verbündeten in der Region zu behalten.