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Israel weiß: 2012 ist nicht 1981

Von Arian Faal

Analysen

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Vor etwas mehr als 31 Jahren, am 7. Juni 1981, gab der damalige israelische Premierminister Menachem Begin den historischen Befehl, das Atomprogramm des irakischen Machthabers Saddam Hussein zu zerstören.

Unter dem Codenamen "Operation Babylon" warfen acht F16-Kampfjets der israelischen Luftwaffe binnen weniger als zwei Minuten 16 Bomben mit jeweils 1000 Kilogramm auf den in Bau befindlichen Atomreaktor Osirak südlich von Bagdad. Große Vorankündigungen für den Angriff gab es nicht. Monatelanges Säbelrasseln auch nicht. Mit dieser Aktion war der erste erfolgreiche Luftangriff auf eine Atomanlage vollendet. Später erklärte Begin, damit einen erneuten Holocaust mittels irakischer Atombomben verhindert zu haben.

Drei Jahrzehnte später wird dieser Angriff immer wieder als Vorbild für einen israelischen Angriff auf den Iran aus der Schublade gezogen. Israel fühlt sich durch das iranische Atomprogramm und die Drohungen aus Teheran, Israel zu zerstören, in seiner Existenz bedroht und will mit allen Mitteln verhindern, dass der Iran an eine Atombombe kommt. Schlüsselargument der israelischen Strategen für die Wiederholung einer Aktion wie 1981 ist, dass der Irak sein Atomprogramm nach diesem Angriff nie wieder aufgenommen habe.

Doch die Führung in Tel Aviv weiß, dass 2012 nicht 1981 ist, und der Iran von heute nicht vergleichbar mit dem Irak von damals. Der Iran hat in den vergangenen Jahren nicht ohne Erfolg versucht, seine regionale Vormachtstellung stetig auszubauen. Durch die Umwälzungen und Miseren der USA im Irak und Afghanistan konnten die Perser nicht nur an Einfluss gewinnen, sondern auch ungehindert den sogenannten schiitischen Halbmond von Bahrain bis zum Libanon fördern, um so der - den USA wohlgesonnenen - sunnitischen Mehrheit, die von Riad aus dirigiert wird, im Nahen und Mittleren Osten Einhalt zu gebieten.

Darüber hinaus gelang es dem Iran, die Hisbollah und die Hamas so weit zu mobilisieren und zu unterstützen, dass sie im Umfeld des israelischen Staates lauern und "jederzeit bereit sind, tausende Israelis im Falle eines Angriffs auf den Iran zu töten", wie es Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah erst diese Woche formulierte.

So ist es kein Zufall, dass Israels Präsident Shimon Perez von schlaflosen Nächten spricht, wenn er an einen allfälligen israelischen Alleingang gegen den Iran denkt. Denn er ist im Unterschied zu Premier Benjamin Netanyahu strikt gegen einen Alleingang ohne die USA - weil er durchaus befürchtet, dass der Iran mit seinen Raketen einen israelischen Angriff vergelten könnte.