Nach einem Selbstmordanschlag mit vier Toten und vierzig Verletzten in Israel hat Ministerpräsident Ariel Sharon einen Angriff auf die Führer des Islamischen Dschihads angeordnet. Unterdessen haben Palästinenser im Gazastreifen einen Österreicher und einen Briten entführt. Die zwei Mitarbeiter eines österreichischen Unternehmens sind mittlerweile wieder frei.
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Bei dem Anschlag vor einem Einkaufszentrum im israelischen Netanyah - dem zweiten seit In-Kraft-Treten des Waffenstillstands zwischen Israel und den Palästinensern am 8. Februar - wurden am Dienstag vier Frauen in den Tod gerissen und rund vierzig Menschen verletzt. Ein 18-jähriger Dschihad-Aktivist habe den Sprengsatz inmitten einer Gruppe Jugendlicher gezündet, erklärte die Polizei.
Am Mittwoch kam es im Westjordanland in Tulkarem, das formell unter Aufsicht der Autonomiebehörde steht, zu einem Feuergefecht mit israelischen Soldaten, die fünf mutmaßliche Mitglieder der Extremisten-Gruppe Islamischer Jihad verhafteten. Dabei wurde ein palästinensischer Polizist getötet. Das Militär behauptete, Palästinenser hätten zuerst auf die Soldaten geschossen.
Als weitere Reaktion auf das Attentat ordnete Ministerpräsident Ariel Sharon gezielte Angriffe auf Dschihad-Führer im Untergrund an. "Wir geben nicht Ruhe, bis sie ihre terroristischen Mordtaten einstellen", sagte er. Außerdem wurden Westjordanland und Gaza-Streifen abgeriegelt, "da die palästinensische Autonomiebehörde keine Kontrolle mehr hat". Tausende Palästinenser gelangen nun nicht zu ihren Arbeitsplätzen in Israel.
Sharon ließ auch die jüdischen Siedlungen im Gaza-Streifen sperren, so dass nur noch die Bewohner Zugang haben und die Gegner des Abzugs aus dem Gaza-Streifen und der Westbank ferngehalten werden. Laut Plan soll die Auflösung der 21 Siedlungen dort am 17. August beginnen. Die USA forderten Israel auf, trotz des jüngsten Anschlags daran festzuhalten.
Österreicher wieder frei
Im Gazastreifen haben am Mittwoch Mitglieder einer Familie im Flüchtlingslager Al Bureidj einen Österreicher und einen Briten festgehalten. Die Angehörigen des Issa-Stammes wollten mit der Geiselnahme der beiden Berater für Anlagen zur Wasseraufbereitung die Behörde zur Freilassung inhaftierter Angehöriger zwingen. Inoffiziellen Berichten zufolge wurden die Entführten am Abend wieder freigelassen.
Die Vermutung, dass es sich nicht um eine politische Entführung, sondern um einen Fall mit kriminellem Hintergrund gehandelt habe, wurde im österreichischen Verbindungsbüro in Ramallah nicht bestätigt. Kennern der Sachlage erklärten, dass Entführungen von Ausländern im Gaza-Streifen nicht ungewöhnlich seien. Oft seien Familienfehden der Hintergrund, die Verschleppten würden nach mehreren Stunden freigelassen.