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· Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak und der syrische Außenminister Faruk Sharaa haben vor der Eröffnung der am Mittwoch in Washington erneuerten direkten Gespräche zwischen | Israel und Syrien erklärt, dass trotz der erwarteten schwierigen Verhandlungen ein Friedensabkommen in einigen Monaten erreicht werden könnte.
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Bereits am ersten Tag der Gespräche werden die ersten Meinungsverschiedenheiten zwischen Sharaa und Barak in den Fragen der Tagesordnung und des Orts der in wenigen Tagen geplanten Verhandlungen
zwischen hochrangigen Delegationen beider Länder erwartet.
Barak will mit den Verhandlungen über die für ein Friedensabkommen notwendigen Sicherheitsvorkehrungen beginnen. Er erklärt, dass von diesen die Ausmaße des israelischen Rückzuges von den Golanhöhen
abhängig seien. Sharaa schlägt hingegen vor, die Verhandlungen in der ersten Phase über einen totalen israelischen Abzug zu führen, da laut Damaskus nur dieser die Ausmaße der Sicherheitsvorkehrungen
bestimmen kann.
Während Barak für die Führung der Verhandlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Nahen Osten oder in seiner Umgebung wie in Jordanien oder Zypern eintritt, um einen direkten Druck Washingtons
auf die Gesprächspartner zu verhindern, möchte Sharaa die Verhandlungen in den USA jedoch nicht in Camp David oder Wye Plantation führen, da diese Verhandlungsorte zwischen Israel, Ägypten und den
Palästinensern bildeten. Jordanien, Zypern und Frankreich boten sich als Verhandlungsorte an. US-Präsident Bill Clinton besteht jedoch darauf, dass die Gespräche in den USA geführt werden.
Sharaa behauptet, dass in den Kontakten zwischen Syrien und Israel bereits circa 80 Prozent der strittigen Fragen gelöst wurden. Deshalb bestand Syrien darauf, dass die Verhandlungen ab jenem Punkt
erneuert werden, an dem sie im Februar 1996 abgebrochen wurden. Barak versicherte Israels Parlament, dass er vor der Wiederaufnahme der Verhandlungen keinerlei Verpflichtungen gegenüber Syrien
eingegangen sei. Er betonte, dass die Gespräche ohne Vorbedingungen geführt werden, es sei jedoch klar, dass die Kontakte während der letzten sieben Jahre in ihnen berücksichtigt werden müssen und
dass Israel für einen Frieden einen hohen Preis in Form eines Rückzuges vom Golan bezahlen müsse.
Die großen innenpolitischen Schwierigkeiten, die Barak erwarten, zeigten sich bereits in der Abstimmung im Parlament über die Bestätigung seiner Reise nach Washington. Nur 47 Abgeordnete stimmten
dafür, 31 dagegen und 24 enthielten sich der Stimmen. Zwei Koalitionsparteien, die religiös-nationale Partei und die russische Einwandererpartei Israel Be' Alya, stimmten dagegen, während sich die
ultraorthodoxe Shas-Partei der Stimme enthielt. Entscheidend waren die Stimmen der zehn arabischen Parlamentsmitglieder, die sich für die Erneuerung der direkten Gespräche mit Syrien aussprachen.
Seit der Bekanntgabe der Neuaufnahme der Verhandlungen mit Syrien entbrannte in Israel eine hektische, sogar hysterische, Debatte über die politischen, militärischen und wirtschaftlichen Auswirkungen
einer Räumung der Golanhöhen. Laut letzten Umfragen sind die Meinungen des Fußvolkes geteilt. Ersten Reaktionen zufolge befürworten 46 Prozent die Rückgabe des Golan, selbst wenn der Frieden mit dem
syrischen Nachbarn einen hohen Preis fordert. 47 Prozent sprachen sich dagegen aus, während 7 Prozent keine Meinung haben. Unter den zirka 15.000 Bewohnern der Golanhöhen befürworten nur 24 Prozent
die Räumung, während sich 74 Prozent gegen den Verzicht auf Haus und Hof aussprachen. Die endgültige Entscheidung soll, so hat sich Barak verpflichtet, im Rahmen einer Volksbefragung fallen.
Hamas-Aktivisten erschossen
Israelische Soldaten haben indes am Montag bei Hebron zwei Aktivisten der radikalislamischen Hamas-Bewegung erschossen. Dutzende Soldaten drangen in das Dorf ein, nachdem bekannt geworden war,
dass sich dort eine Gruppe bewaffneter Militanter versteckte.
Mit Graffiti zu Mord an Barak aufgerufen
Wegen Aufrufes zum Mord an Barak sind vier israelische Schüler am Montag vorübergehend festgenommen worden. Die 15-Jährigen sollen Graffiti an die Wände ihrer Schule in Ashkelon gesprüht haben. In
den Inschriften hieß es, Barak müsse wegen seiner Bereitschaft, die Golan-Höhen zurückzugeben, getötet werden.