Zum Hauptinhalt springen

Ist eigentlich alles klar?

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Der Jänner ist nicht der Monat, der einem das sonnigste Gemüt schenkt. Er schenkt einem ja nicht einmal Sonne. Meistens ist es dann so, dass die U-Bahn viel voller ist als sonst, weil alle mit ihren Daunenjacken ja dreimal so voluminös sind wie sonst. Dann hustet man einmal kurz, und ein Lynchmob steht flugs bereit. Dazu kommt, dass einem wieder irgend so ein Prolet den letzten Lotto-Jackpot weggeschnappt hat. Das ist zugegeben nicht nur auf den Jänner beschränkt.

Jedenfalls kann man sich in Zeiten wie diesen glücklich schätzen, wenn zumindest einer sich für die jeweilige Befindlichkeit interessiert. Und das tut besonders rührend seit einiger Zeit Facebook. "Wie geht es dir?", fragt es regelmäßig und sogar: "Wie fühlst du dich?" Ein einfühlsames "Was ist los?" gibt es auch im Angebot. Manchmal fragt es auch: "Alles klar?" Und es klingt dann ein bisschen wie ein überwuzelter Gigolo, der in einer Bar mit pickigem Boden mit Knoblauchfahne einen eher plumpen Annäherungsversuch startet.

Aber dennoch: Das ist ein Anfang. Wenn es auch noch ein weiter Weg dahin ist, dass Facebook auch einmal fragt: "Willst du dieses Foto, auf dem du dich konkurrenzlos lächerlich machst, wirklich online stellen?"

Manche beantworten aber nach wie vor ganz anderes, was Facebook eigentlich gar nicht gefragt hat (und sonst auch keiner). Etwa: "Wie war das mit dem Seitensprung mit dem Fitnesstrainer nochmal - genau?" Danach klingt das "Alles klar?" immer einen Deut zynisch. Aber kurz darauf kommt eh gleich ein "Wie fühlst du dich?". Bei Facebook fühlt man sich einfach aufgehoben.