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Ist Vorarlberg gescheitert?

Von Martina Madner

Politik

Die Sars-CoV-2-Infektionen im westlichsten Bundesland steigen steil an. Noch will Landeshauptmann Wallner aber am Vorarlberger Sonderstatus festhalten.


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Dem Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) geht es so wie vielen Menschen in Österreich. Er will "endlich raus aus der Pandemie", dazu brauche es jeden Einzelnen, sagte er bei der Präsentation der Impfkampagne des Bundeslandes. In Vorarlberg hofft man, vollen Intensivstationen und einem weiteren Lockdown entgehen zu können. Also: "Testen und Impfen", meinte Wallner.

Ende der Woche sollen 75 Prozent der über 65-Jährigen zumindest erstimmunisiert sein, kündigte der Landeshauptmann vergangenen Donnerstag an. "Ein guter Wert, aber noch zu wenig", sagte Wallner. Tatsächlich liegt Vorarlberg mit 60 Prozent der 65- bis 75-Jährigen, die zumindest die erste Teilimpfung gegen Sars-CoV-2 erhalten haben, vorne. Österreichweit sind es im Durchschnitt nur 31 Prozent.

Der Blick auf das Infektionsgeschehen in Vorarlberg allerdings zeigt weniger Erfreuliches: Die Sieben-Tages-Inzidenz, also der Durchschnitt an positiv auf das Virus Getesteten innerhalb der vergangenen Woche pro 100.000 Menschen, stieg laut Ages von 158 am Montag auf 176 am Dienstag. Damit liegt Vorarlberg zwar noch deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt von 209, aber nun hinter der Steiermark mit 162.

Auch wenn sich nun mit neun Covid-19-Erkrankten eine Person weniger auf den Intensivstationen befindet und 14 der 52 zur Verfügung stehenden Betten noch frei sind, zeigt sich laut dem Statistiker Erich Neuwirth auch in Vorarlberg zeitverzögert ein Effekt: "Zwar liegt die Anzahl von Covid-19-Erkrankten auf Intensivstationen noch deutlich unter jener in anderen Bundesländern, seit Anfang April aber steigt sie."

Mit negativem Test ins Café oder zum Konzert

Dabei sollte Vorarlberg Modellregion für Öffnungsschritte in anderen Bundesländern sein. Um 20 Uhr muss man zwar wie in Regionen ohne Lockdown wieder zu Hause sein. Davor aber dürfen die Gastronomiebetriebe in Vorarlberg seit 15. März wieder Gäste bewirten, in Gastgärten genauso wie in Innenräumen. Voraussetzung ist unter anderem ein negatives Testergebnis, eine Registrierung sowie zwei Meter Abstand zwischen den Tischen. Auch Kinos, Theater und Veranstaltungen haben für bis zu 100 Personen wieder offen, da reicht ein Selbsttest. Kinder und Jugendliche dürfen nicht nur draußen, sondern auch drinnen in Gruppen Sport betreiben.

Nach einer Woche allerdings stieg die Anzahl der Corona-Positiven wieder, Anfang April bremste sich die Steigerung ein. "Das könnte ein Effekt der Schulferien vor Ostern sein", sagt Neuwirth. Denn danach folgte wieder ein steiler Anstieg. "Die Tatsache, dass die Inzidenz stark steigt, stimmt wenig hoffnungsfroh."

Landeshauptmann Wallner will trotzdem, dass Vorarlberg weiter Modellregion bleibt, er verwies auf die noch immer "entspannte" Situation auf den Intensivstationen. Da sei man von einer dramatischen Lage "meilenweit entfernt". Als Ansteckungsorte macht er zu 70 Prozent Familien und das private Umfeld aus, nicht aber die Gastronomie und Kultur.

Die Inzidenz sei wegen der intensiven Testungen kaum mit anderen Bundesländern vergleichbar. Rund 100.000 Tests seien es pro Woche bei 400.000 Einwohnern. Einzige Neuerung: Das Testangebot werde nun auch mit Gratis-Selbsttests für Betriebe mit bis zu 50 Beschäftigten intensiviert.

Verlängerung im Burgenland noch offen

Während Wien und Niederösterreich sich schon am Montag dazu entschieden haben, das Lockdown-Ende vom 18. April zumindest auf den 2. Mai zu verschieben, lässt der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) diese Entscheidung noch offen. Die Auslastung der Intensivstationen war zwar mit 21 Covid-19-Patienten weiterhin sehr hoch, die Sieben-Tages-Inzidenz aber im Sinken. Sie liegt laut Ages nun bei 191. Die Entscheidung werde gemäß dem Kanzler-Motto "Regionalisierung" nach regionalen Gesichtspunkten getroffen.