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Wenn man die ehemalige Grünen-Abgeordnete Theresia Haidlmayr rollstuhlfahrend auf dem Gehsteig in der Stumpergasse sieht und beim Betreten des dortigen neuen Bio-Supermarktes bemerkt, dass Rollstuhlfahrer schwer Zugang haben, weil man eine Stufe nehmen muss, wird man nachdenklich. Man denkt etwa darüber nach, wie schwer das Leben für Menschen sein kann, die nicht der Norm entsprechen. So ist es auch mit dem Alter. Wo wird man sitzen, wenn man in der Stadt alt geworden ist, wenn die Freunde weggestorben sind und man die Nachbarn nicht kennt? Solange man mobil ist, trifft man sich in Wiens Grätzel-Kaffeehäusern. Dort steht die Zeit still, und es gibt noch Raum für stundenlange Plaudereien oder ausgiebiges Schweigen. Auch Pfarren und Pensionistenvereine bieten dem Älterwerden Platz.
Schwieriger wird es, wenn man nicht mehr mobil ist. Wenn man die eigene Wohnung nicht mehr verlassen kann oder in einem Spital als Pflegefall dahinsiecht, weil es kaum Zeit und Personal gibt. Mehr als zweimal am Tag die Windel gewechselt zu bekommen, ist oft das Höchste an Zuwendung. In beiden Fällen - mobil oder nicht mobil - spitzt sich das Problem zu. Die älteren Menschen sind längst demografisch in der Überzahl. Immer weniger Kinder kümmern sich um immer mehr alte Menschen. Da braucht es viele neue Ideen für Pflege- und Wohnkonzepte - und vor allem Zeit und Zuwendung.