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Hypo-Horrorbilanz 2013: Bankchef Alexander Picker spricht von "mehr Leichen im Keller als gedacht".
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Wien. "Es waren mehr Leichen im Keller als gedacht und die Verluste damit schlimmer als erwartet." Mit diesen Worten hat Alexander Picker, Chef der Hypo Alpe Adria, am Donnerstag die zuvor bekanntgegebene Horrorbilanz zum abgelaufenen Jahr kommentiert. 2013 schrieb die staatliche Krisenbank im Einzelabschluss einen Rekordverlust von 2,75 Milliarden Euro, im Gesamtkonzern lag das Minus bei 1,86 Milliarden.
Der Hauptgrund für das Bilanzdebakel waren massive Vorsorgen für notleidende Kredite. Allein dieser Posten schlug mit 1,36 Milliarden Euro zu Buche - ein Wert, der viermal so hoch ausfiel wie 2012. Ebenfalls ein Brocken waren Firmenwertabschreibungen von rund einer halben Milliarde auf das Hypo-Netzwerk am Balkan.
Zudem musste die Bank nach Leasing-Betrügereien in Italien tief in die Tasche greifen, um Kunden zu entschädigen. Hier ist von ungefähr 130 Millionen Euro die Rede. Dem nicht genug, musste die Hypo auch den Firmenwert ihrer italienischen Töchter nach unten korrigieren, zumal diese seit September entsprechend den EU-Vorgaben kein Neugeschäft mehr betreiben dürfen.
Ringen um Lösung für das Italien-Problem
"Italien hat uns böse überrascht", räumte Picker denn auch ein. Im Vorjahr fuhr die Hypo dort einen Verlust von knapp 238 Millionen Euro ein. Die erwähnten Betrügereien - sie machen einen Teil der italienischen Probleme aus - flogen 2013 auf, über Jahre waren Kunden bewusst überhöhte Zinsen in Rechnung gestellt worden. Ein Strafverfahren gegen das frühere Management der Hypo Italia läuft bereits. Daneben hat die italienische Finanzaufsicht verfügt, dass der Verwaltungsrat bis Ende April komplett ausgetauscht werden muss. Picker selbst wird nun eine von mehreren Personen sein, die neu in das Kontrollgremium einziehen.
Indes bleibt Italien bis auf Weiteres ein Problemfall. Nahezu ein Drittel der dort aushaftenden Kredite (2,6 Milliarden Euro) ist notleidend - und eine Besserung ist angesichts der flauen Inlandskonjunktur nicht in Sicht. Immer wieder hatte die Hypo (respektive die Republik Österreich) den italienischen Töchtern Kapital zuführen müssen, auch künftig drohen weitere Zuschüsse.
Allerdings darf die Hypo-Bank in Udine als reguliertes Geldinstitut nicht in eine unregulierte Abbaugesellschaft, wie sie bis Anfang September für die Abwicklung der Hypo Alpe Adria errichtet werden soll. Picker sucht deshalb nach einer Lösung. Eine, für ihn die eleganteste, wäre, das Italien-Geschäft zur Gänze oder in Einzelteilen zu verkaufen. Allerdings müsste die EU-Kommission da zustimmen. "Käufer hätten wir jedenfalls", sagte Picker. Ohne Lösung bliebe eine italienische Bank an der Republik hängen.
Künftige Abbaukosten "nur"bis zu vier Milliarden Euro?
Die Hypo-Banken am Balkan weisen für das vergangene Jahr unter dem Strich einen kumulierten Verlust von 286 Millionen Euro aus. Operativ war das gesamte Südosteuropa-Netzwerk, das Mitte 2015 verkauft sein muss (eine EU-Auflage), mit 48 Millionen Euro aber positiv. Laut Picker gibt es mehrere Interessenten, die derzeit Einblick in die Bücher nehmen (Due Diligence). Verbindliche Angebote sind bis Ende April zu legen.
Den Buchwert der Balkan-Banken bezifferte Picker mit rund 500 Millionen Euro. Mehr als das dürfte beim Verkauf nicht zu erlösen sein, zumindest aber dürfte es die Hälfte sein. Auf eine Vertragsunterzeichnung (Signing) hofft Picker im Sommer. Das Closing, der formalrechtliche Abschluss, könnte dann noch heuer - zu Jahresende - erfolgen.
An seiner bisherigen Einschätzung, dass die Hypo-Abwicklung den Staat noch bis zu vier Milliarden Euro kosten könnte, hält Picker weiter fest. "Im besten Fall sind es null Euro und im schlechtesten vier Milliarden." Abhängig sei das freilich von "vielen Variablen" - etwa, ob Aktiva gut oder schlecht verwertet werden, oder auch, ob die frühere Hypo-Mutter BayernLB, das Land Kärnten und die Nachranggläubiger der Hypo an den Abbaukosten beteiligt werden können. Schätzungen, wonach das gesamte Hypo-Verlustpotenzial jenseits der zehn Milliarden liegen könnte, weist Picker als unrealistisch zurück.
Bis zur Errichtung der staatlichen Abbaueinheit könnte die Hypo noch 700 Millionen Euro brauchen, sagte er weiter. Wie viel außerdem für die Eröffnungsbilanz der Sondergesellschaft bereitstehen muss, bezifferte er nicht.