Bürger schritten desillusioniert zu den Urnen. | Rom. (reuters) Die Wirtschaft am Rande der Rezession, das Nationalsymbol Alitalia im Sturzflug, und auch unter die letzten vier der Champions League hat es kein Club vom Apennin geschafft. Frustriert und desillusioniert haben die Italiener am Sonntag und Montag das Parlament und damit die 62. Nachkriegsregierung neu gewählt. Große Hoffnungen setzen die Bürger weder in den Favoriten Silvio Berlusconi noch in seinen aussichtsreichsten Herausforderer Walter Veltroni.
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"Abwärts" und "Malaise" lauten die häufigsten Beschreibungen für den Zustand des südeuropäischen Landes. "Italien ist wie ein plattgefahrener Reifen", sagt der 79 Jahre alte Renato Riccini nach der Stimmabgabe. Das Geld reiche vorne und hinten nicht, Steuern und Preise gingen nach oben und die Regierung habe die marode Fluggesellschaft Alitalia ein Jahr lang wie saures Bier im Ausland angeboten.
"Ich habe gewählt, aber ohne Begeisterung", schildert der 47-jährige Massimo Rossi seine Stimmung. "Ob Veltroni oder Berlusconi, ich rechne nicht mit Veränderungen. Ich setze wenig Hoffnung in die Politik." Wie viele seiner Landsleute glaubt er nicht, dass die neue Regierung Probleme wie die explodierenden Preise für Grundnahrungsmittel in den Griff bekommen wird.
"Wählt das Misstrauen, aber konstruktiv", riet allen Ernstes der Politikprofessor Giovanni Sartori den Italienern, so abzustimmen, dass Abgeordnetenhaus und Senat sich gegenseitig blockieren.