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Italien: Prodi gewinnt mit Zittern

Von WZ Online

Europaarchiv

Stabile Mandatsmehrheit für Prodi | Ergebnis für den Senat ist noch offen | Das Mitte-Links-Bündnis von Romano Prodi hat bei der Parlamentswahl in Italien die Mehrheit im Abgeordnetenhaus errungen. Laut offiziellem Endergebnis erreichte es 49,8 Prozent der Stimmen, die rechtskonservative Allianz von Premier Berlusconi bekam 49,7 Prozent. Die Regierungsbildung dürfte sich schwer gestalten, da sich im Senat eine Berlusconi-Merheit abzeichnete.


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Das Ergebnis der Wahl zur zweiten Parlamentskammer, dem Senat, ist aber noch offen. Hier war das Ergebnis so knapp, dass die Stimmen der im Ausland lebenden Italiener den Ausschlag geben dürften.

Trotz des knappen Vorsprungs wird Prodi im Abgeordnetenhaus über eine klare Mehrheit verfügen. Das Wahlrecht sieht vor, dass das Parteienbündnis mit den meisten Stimmen mindestens 340 der 630 Sitze erhält. Laut Innenministerium betrug der Unterschied zwischen den beiden politischen Blöcken lediglich rund 25.000 Stimmen.

Auslandsintaliener entscheiden

Ob Prodi eine stabile Regierung bilden kann, wird allerdings davon abhängen, ob sein Mitte-Links-Bündnis auch im Senat eine Mehrheit erzielt. Unterschiedliche Mehrheiten in den beiden Kammern schienen in der Nacht möglich. Berlusconi konnte Zwischenergebnissen zufolge mit mindestens 155 der 315 Sitze rechnen, Prodi mit 154. Die restlichen sechs Sitze in der Parlamentskammer sind für die 2,6 Millionen im Ausland lebenden Italiener reserviert, deren Stimmen noch nicht ausgezählt waren.

Auszählungskrimi

Der Verkündung des Endergebnisses für das Abgeordnetenhaus war ein wahrer Wahlkrimi vorangegangen. Während Umfragen nach Schließung der Wahllokale am Montag um 15.00 Uhr das Oppositionsbündnis klar in Führung gesehen hatten (s. Bericht 1 verringerte sich dessen Vorsprung im Verlauf der Stimmenauszählung immer mehr.

Am Montagabend deuteten Hochrechnungen dann auf eine Mehrheit für Berlusconis Koalition hin (s. Bericht 2 Kurz vor 3.00 Uhr früh erklärte sich Prodi vor tausenden Anhängern in Rom zum Sieger. Kurze Zeit später wurde das vorläufige Endergebnis verkündet.

Prodi feiert

Bei der nächtlichen Siegesfeier kündigte Prodi ein "neues Kapitel" in der italienischen Politik an. "Wir werden mit Heiterkeit regieren, um das Land zu einen", rief er seinen Anhängern zu. "Wir müssen jetzt beginnen, gemeinsam unser Programm umzusetzen, um Italien zu ändern." Er verwies darauf, dass ausgerechnet die von Berlusconi betriebene Änderung des Wahlrechts der Opposition eine stabile Mehrheit im Abgeordnetenhaus sichere.

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