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Italien wirft den Tourismusmotor wieder an

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Die Felsengruppe Faraglioni vor der Insel Capri. Dort ist bereits die gesamte erwachsene Bevölkerung gegen das Coronavirus geimpft.
© reuters / Yara Nardi

Die Sommersaison 2021 steht vor der Tür. Die Inseln Capri und Procida preschen vor und deklarieren sich als "Covid-free".


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Die Österreicher - und nicht nur sie - haben genug von Corona. Manche sind im wahrsten Sinn des Wortes reif für die Insel. Gut, dass das eine oder andere schöne Eiland nicht weit von Österreich entfernt ist - und mit einem niedrigen Ansteckungsrisiko lockt. So soll in Italien am 2. Juni offiziell der Startschuss für die Sommersaison 2021 fallen. Damit der Tourismusmotor wieder anspringt, wird auf Hochtouren geimpft. Immunisiert werden aber nicht nur Angestellte in Hotellerie und Gastronomie.

Die Insel Capri, glamouröser Touristen-Hotspot im Golf von Neapel, und ihre Schwesterinsel Procida wurden bereits für "Covid-free" erklärt, da die gesamte erwachsene Bevölkerung zumindest die erste Impfdosis erhalten hat. In Bälde werde auch Ischia diesen Status erreichen, verkündete der Präsident der Region Kampanien, Vincenzo de Luca. Immunisiert werden auch Tourismusmitarbeiter, die vom Festland auf die Inseln pendeln. Capris Bürgermeister Sergio Garguilo stellte auch in Aussicht, PCR-Tests zu organisieren, falls Inselbesucher diese für die Heimreise benötigten.

Am Festland war man über das Vorpreschen der Inseln nicht begeistert, wartet man doch ebenso sehnsüchtig auf das Eintreffen von Touristen. So zählte man in der antiken Ausgrabungsstätte Herkulaneum, rund 30 Kilometer Luftlinie von Capri entfernt, im Vorjahr nur 60.000 Besucher, nach 600.000 im Jahr davor.

Auch Sizilien und Sardinien, die beiden größten italienischen Inseln mit zusammen 6,6 Millionen Einwohnern, arbeiten daran, pünktlich zur Reisesaison coronafrei zu werden und nicht von anderen beliebten Urlaubsdestinationen überholt zu werden. Auf Flughäfen und bei der Ankunft der Fähren aus dem Festland werden Reisende streng kontrolliert. Die Regierung in Rom will auch die Bevölkerung von rund dreißig der kleineren Mittelmeerinseln immunisieren. Die Konkurrenz schläft nicht: Auch Griechenland, impft alle Inselbewohner.

Nach einem "anno nero" wächst die Hoffnung

Italien ist so wie Österreich stark vom Tourismus abhängig. 2020 war ein "anno nero" - ein schwarzes Jahr - für die Branche, die 2019 noch 13 Prozent zum italienischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) beisteuerte. Die Tourismuseinnahmen beliefen sich im Jahr vor Corona auf 236 Milliarden Euro, 2020 waren es um die Hälfte weniger. Der Anteil des Tourismus am BIP, das im Vorjahr um 10 Prozent einbrach, sank auf sieben Prozent.

Nach Schätzungen des italienischen Marktforschungsinstituts Demoskopika ging die Zahl der Urlauber im Vorjahr um über 67 Millionen oder 51,3 Prozent zurück, die Zahl der Übernachtungen sank um 232 Millionen (minus 53,1 Prozent).

Die am häufigsten besuchte italienische Urlaubsregion ist Venetien mit seiner Regionalhauptstadt Venedig und seinen beliebten Badeorten an der oberen Adria. Auch die Österreicher sind nicht nur wegen der geografischen Nähe Italien-Fans. Im Vorjahr haben sie laut Statistik Austria 12 Millionen Urlaubsreisen (mit mindestens einer Übernachtung) getätigt - um 43 Prozent weniger als 2019. Dabei brach die Anzahl der Auslandsurlaube um 68 Prozent auf 3,2 Millionen ein. Italien war mit einem Anteil von 21,6 Prozent erstmals nur mehr die zweitbeliebteste Destination nach Deutschland mit 23,6 Prozent und vor Kroatien, Ungarn und Spanien. Betrachtet man nur Haupturlaubsreisen mit mindestens vier Nächtigungen, lag unverändert Italien an der Spitze, gefolgt von Deutschland, Kroatien, Spanien und Griechenland.

"Es ist an der Zeit, den Urlaub in Italien zu buchen", sagte Ministerpräsident Mario Draghi unlängst nach einem virtuellen Treffen der Tourismusminister der G20 in Hinblick auf die kommenden Reiseerleichterungen.

Die Koffer können tatsächlich schön langsam gepackt werden. Die fünftägige verpflichtende Quarantäne für (negativ getestete) Einreisende, soll ab 15. Mai für Bürger der EU sowie für Reisende aus Großbritannien und Israel entfallen, wenn sie vollständig gegen Corona geimpft oder genesen sind. Für sie dürfte es sich also ausgehen, am langen Pfingstwochenende auf Capri Sonne zu tanken oder Julias Balkon in Verona einen Besuch abzustatten. Mitzuführen ist eine ausgefüllte Selbstdeklaration, aus der unter anderem hervorgeht, in welchen Ländern sich der Einreisende in den vergangenen 14 Tagen aufgehalten hat.. Zudem ist eine Anmeldung bei der örtlich zuständigen Gesundheitsbehörde erforderlich.

Nach 22 Uhrauf der Piazza sitzen

Derzeit gilt in Italien auch noch die Maskenpflicht im Freien. Sie soll entfallen, wenn die Hälfte der Bevölkerung - das wären 30 Millionen Italiener - geimpft sind. Bisher sind es 25 Millionen. Auch die derzeit noch geltende Ausgangssperre bis 22 Uhr soll bei weiter sinkenden Fallzahlen nach hinten verschoben werden. Ab 1. Juni soll man in Lokalen auch wieder drinnen sitzen dürfen.

Bei der (Wieder-)Einreise von Italien nach Österreich ist derzeit neben einem negativen Test eine 10-tägige Quarantäne vorgeschrieben, die frühestens nach dem 5. Tag durch einen neuerlichen negativen Test beendet werden kann. Ab 19. Mai dürfte diese Quarantänepflicht wegfallen.

Im Juni sollen auch die Regeln für Besucher aus den USA gelockert werden. US-Amerikaner waren 2019 mit rund 6 Millionen Ankünften die wichtigste Gästegruppe aus dem Ausland, nach Deutschland mit rund 12,4 Millionen Ankünften.

Gute Nachrichten gibt es für jene, die einen Badeurlaub in Italien planen. Die Wasserqualität der Badeorte hat sich weiter verbessert. An 416 italienischen Stränden - um neun mehr als im Vorjahr - weht heuer die blaue Flagge, ein Zeichen für exzellente Wasserqualität, saubere Strände und "grüne" Infrastruktur (zum Beispiel Mülltrennung). Die Region mit den meisten blauen Flaggen ist Ligurien. Dort wurde 32 Badeorten Top-Wasserqualität bescheinigt.