WKO-Expertin Valentini-Wanka beschreibt den Exportmarkt Italien.
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Wien/Padua. Italien ist der zweitwichtigste Exportmarkt Österreichs. Das Handelsvolumen ist zwar von zehn Milliarden Euro (2008) auf rund 8,5 Milliarden Euro gesunken, doch das Vor-Krisen-Niveau ist bald wieder in Reichweite. Laut dem Außenwirtschaftscenter in Padua, Veneto, ist der italienische Markt nach wie vor attraktiv für österreichische Unternehmen.
„Als ich heute die Zeitung aufgeschlagen habe, stand dort, in chinesischen Schriftzeichen bedeute Italien das Land der Ideen”, sagt Ingrid Valentini-Wanka, WKO-Wirtschaftsdelegierte in Padua, im Gespräch mit der „Wiener Zeitung”. „Einerseits tragen die tüchtigen, innovativen und umtriebigen Unternehmen das italienische System, anderseits gibt es die italienischen Familien, die relativ gering verschuldet sind und ein hohes Privatvermögen haben.” Das Privatvermögen ist 3,4-mal so hoch wie die Staatsverschuldung. Doch das Wirtschaftswachstum beträgt laut Valentini-Wanka derzeit knapp ein Prozent.
Strukturprobleme
„Die offenen Strukturprobleme tun jetzt noch mehr weh”, sagt die Wirtschaftsexpertin. „Bremser sind der Steuerdruck, eine überbordende Bürokratie und ein schwerfälliges Rechtssystem.” Wenn man eine offene Forderung gerichtlich eintreiben will, dauere das sehr lange. Die Italienexpertin sieht aber dem italienischen Sparpaket mit Optimismus entgegen.
„Der Politzirkus ist ja amüsant, aber es existiert jetzt schon ein Bewusstsein, dass es hier ans Eingemachte geht”, sagt Valentini-Wanka. „Die Opposition trägt in den grundsätzlichen Zügen das Sparpaket mit.”
Lange Zahlungsdauer
„Ich sage den Firmen, passt auf und verwechselt nicht Zahlungsziel mit Zahlungsmoral. Dass die italienischen Unternehmen langsam zahlen, ist nicht neu, die Vereinbarungen betragen 60 bis 90 Tage”, erklärt die WKO-Delegierte. „Die Italiener sind pünktliche Spätzahler. Weniger als die Hälfte der Firmen zahlt nicht bei Fälligkeit und der Großteil zahlt langsam, weil er selber hohe Außenstände hat.” Wenn sich die Exporteure auf dieses „Spiel” einstellen, dann funktionieren die Geschäfte dennoch.
„Es gibt Firmen, die nur 20 Tage vereinbaren und sich dann ärgern, dass nichts passiert”, erklärt Valentini-Wanka. Ein kleiner Aufschlag auf den Verkaufspreis und die Vorfinanzierung der 90 Tage sei wieder ausgeglichen. Vor allem Stahl, Maschinen, Umwelttechnologie, Medizintechnik, Holz und Lebensmittel werden nach Italien ausgeführt. Bei Lebensmitteln beträgt das Exportvolumen eine Milliarde Euro. „Insgesamt wollen wir bald wieder die Zehn-Milliarden-Euro-Schallgrenze durchbrechen”, sagt die Außenhandelsdelegierte. „Im Vorjahr haben wir 13 Prozent mehr exportiert, im ersten Quartal 2011 rund 18 Prozent mehr, nur der April war etwas flau.”