Italien-Krise: Noch kein Grund zur Sorge für die heimische Wirtschaft.
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Wien/Rom. Derzeit ist Italien, zumindest wirtschaftlich gesehen, das große Sorgenkind der EU. Die Budgetpläne der Regierungskoalition aus Lega Nord und die Fünf-Sterne-Bewegung sehen ein Budget-Defizit von 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vor. Damit geht Italien auf Konfrontationskurs mit der EU-Kommission, die Italien zur Budgetdisziplin ermahnt. Und auch die Euro-Finanzminister sorgen sich um die Stabilität im Euro-Raum. "Wir brauchen eine solide Politik, um den Euro zu schützen", sagte Eurogruppenchef Mario Centeno am Montag nach Beratungen in Luxemburg.
Auch in Österreich beobachtet man die wirtschaftlichen Entwicklungen in Italien nun etwas genauer. Grund zur Sorge gebe es aber derzeit nicht, meint Gregor Postl, Wirtschaftsdelegierter der Wirtschaftskammer (WKÖ) in Podena, gegenüber der "Wiener Zeitung".
Wichtiger Handelspartner für Österreich
Italien ist einer der wichtigsten Handelspartner Österreich. Im Vorjahr wurden Waren und Dienstleistungen im Wert von 11,89 Milliarden Euro dorthin exportiert und 11,87 Milliarden importiert. Nach Deutschland ist Italien Österreichs zweitwichtigster Handelspartner, was die Importe anbelangt, und der drittwichtigste Exportmarkt. Tendenz in beiden Bereichen steigend.
Laut WKÖ haben 250 bis 300 heimische Firmen eine Niederlassung in Italien. "Von Finanzdienstleistern bis hin zu Industriebetrieben und Einzelhandelsniederlassungen" seien österreichische Firmen in allen Sparten dort tätig, meint Postl. Einige dieser Firmen könnten unter Umständen von den umstrittenen Plänen der Regierung sogar profitieren. Denn mit einem höheren Defizit wolle Lega Nord und die Fünf-Sterne-Bewegung ihre durchaus teuren Wahlversprechen finanzieren. Zehn Milliarden Euro will man etwa für die Einführung einer Mindestsicherung in die Hand nehmen.
Italien ist die viertgrößte Volkswirtschaft in der EU. Das Land ist mit 132 Prozent seiner Wirtschaftsleistung hoch verschuldet. Gleichzeitig liegt das Wirtschaftswachstum mit 1,1 Prozent des BIP unter dem Euro-Schnitt. Deshalb befürchten viele nun eine Staatsschuldenkrise, die auch Auswirkungen auf andere EU-Länder haben könnte.
"Italien hatte schon immer sehr hohe Schulden. Und das Wirtschaftswachstum ist zwar gering, aber die Wirtschaft wächst dennoch", beruhigt Postl.
Für österreichische Banken könnte eine drohende Staatsschuldenkrise in Italien, wenn überhaupt, nur etwas unangenehm werden. Laut Nationalbank haben heimische Banken Auslandsforderungen an Italien in der Höhe von 4,1 Milliarden Euro. Etwa eine Milliarde davon sind Forderungen an den Staat, hauptsächlich italienische Staatsanleihen. Ob der Budgetpläne der Regierung ist der Risikoaufschlag für italienische Staatsanleihen in den vergangenen Tagen spürbar gestiegen.