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Linke und Grillo haben mehr Frauen an wählbarer Stelle als Berlusconi.
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Rom. Wie immer die italienischen Parlamentswahlen am kommenden Wochenende auch ausgehen, ein Sieger steht schon jetzt fest: die Frauen. Ihr Anteil an den Mandataren wird von derzeit 20 Prozent - das sind laut der römischen Zeitung "la Repubblica" nur halb so viele wie im europäischen Schnitt - wesentlich ansteigen. Wenn es zum erwarteten Sieg der Mitte-Links-Koalition kommt, werden zwischen 80 und 100 Frauen mehr ins Abgeordnetenhaus und in den Senat einziehen. Die Frauenquote steigt damit auf einen Wert von 38 bis 40 Prozent. Bei einem Sieg der Mitte-Rechts-Koalition Berlusconis würde der Frauenanteil um zehn Prozent niedriger liegen.
Die Vereinigung Arcidonna hat die Kandidatenlisten für das Abgeordnetenhaus und den Senat auf Frauen an wählbaren Stellen untersucht und ganz klare Unterschiede zwischen den politischen Lagern festgestellt. Auf den ersten drei Listenplätzen der jeweiligen Regionen für das Abgeordnetenhaus findet man bei der Demokratischen Partei (PD) Pier Luigi Bersanis 24 Frauen, bei der mit verbündeten SEL Nichi Vendolas 25 und bei Beppe Grillos 5-Sterne-Bewegung sogar 28. Berlusconis PdL hingegen kommt nur auf 18, die Liste Monti auf 17 und die mit Monti verbündete christdemokratische UDC auf 10. Am schlechtesten schneidet im Abgeordnetenhaus die linke Gruppe Rivolutione Civile mit nur 8 Spitzenkandidaturen ab.
Ähnlich ist die Lage bei den Kandidatenlisten für den Senat. Hier liegt die SEL mit 28 Frauen auf den ersten drei Rängen vor der PD mit 21 und der 5-Sterne-Bewegung mit 19. Rivoluzione Civile schneidet hier mit 15 Kandidaturen besser ab als im Abgeordnetenhaus und liegt um ein Mandat vor der Listenverbindung Montis mit der UDC und der FLI des scheidenden Parlamentspräsidenten Gianfranco Fini. Schlusslicht mit nur 5 Frauen auf den Spitzenplätzen ist die PdL.
Eine Frau als Nachfolgerin für Giorgio Napolitano
Aber nicht nur im Abgeordnetenhaus und im Senat sieht es nach den Wahlen gut aus für die Frauen. Auch an die höchste Staatsspitze könnte nach dem Auslaufen von Giorgio Napolitanos siebenjähriger Amtszeit im Mai eine Frau rücken. Napolitano selbst hat sich ja schon vor einiger Zeit eine Frau als Nachfolgerin gewünscht. Am Mittwoch hat Regierungschef Mario Monti für dieses Amt die stellvertretende Senatspräsidentin Emma Bonino vorgeschlagen, die von 1995 bis 1999 mit ihm gemeinsam in der EU-Kommission gesessen ist. Als mögliche Kandidatin für das Amt des Staatspräsidenten wurde auch bereits Anna Finocchiaro genannt, die PD-Fraktionsführerin im Senat.
Mario Monti, der erst in den letzten Tagen auf Distanz zu PD-Chef Pier Luigi Bersani gegangen war, relativierte diese Aussagen am Mittwoch wieder. Er glaube zwar nicht, dass er gemeinsam mit Bersani regieren werde, aber während die Fähigkeit der Regierung Berlusconi schon getestet wurde - seiner Meinung nach und auch nach Meinung vieler anderer in negativer Weise - müsse man Bersani noch testen. Als Minister in einem beschränkten Bereich habe Bersani aber gezeigt, dass er regieren könne. Und er habe auch in den Gesprächen mit ihm eine große Fähigkeit zum Dialog feststellen können, sagte Monti.
Berlusconi schickte unterdessen allen Wählern einen Wahlkampfbrief, in dem er die Rückzahlung der Immobiliensteuer für 2012 versprach und eine negative Bilanz der von ihm bis zum Dezember unterstützten Monti-Regierung zog. Monti warf Berlusconi im Gegenzug erneut Stimmenkauf vor.