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Italiens schmutziger Wahlkampf

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Rom - Während der Vorsprung von Silvio Berlusconis rechtem Oppositionsbündnis in den Umfragen ständig schmilzt - eine jüngste in der Tageszeitung "La Stampa" veröffentlichte sieht das Mitte-Links-Bündnis "Ulivo" nur mehr rund 4 Prozent hinter der Berlusconi-Koalition - erregen dumpfe Drohungen gegen den Doyen der italienischen Journalisten, Indro Montanelli, das Land.


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Der 91-jährige Montanelli, der sich immer zu seiner konservativen politischen Haltung bekannt hat, hatte am Wochenende in einer TV-Sendung scharf mit seinem ehemaligen Arbeitgeber Berlusconi - Montanelli leitete 20 Jahre lang dessen Zeitung "Il Giornale" - abgerechnet und angekündigt, dass er am 13. Mai seine Stimme für das Ulivo-Bündnis abgeben werde.

Ankündigungen der Rechten, dass man nach der Wahl "im Staatsfernsehen RAI aufräumen" und dass es "keine Gefangenen geben werde" erinnern Montanelli an die Zeit des Faschismus.

"Auch Mussolini liebte die Satire nicht, sagte Montanelli in Anspielung auf eine RAI-Sendung, gegen die Berlusconi seit Tagen Sturm läuft.

Erzürnte Anhänger Berlusconis überhäufen Montanelli seither mit Drohanrufen und Drohbriefen. Der letzte wurde ihm überreicht, als er mit dem Chefredakteur des "Corriere della Sera" in einem Mailänder Restaurant zum Mittagessen saß.

Montanelli erhielt daraufhin Solidaritätsadressen aus allen politischen Lagern. Und die Front gegen Berlusconi, der sich schon als nächster italienischer Ministerpräsident sieht, wird mit jedem Tag breiter. Enzo Biagi, neben Montanelli einer der großen alten Männer des italienischen Journalismus, gegen den sich die Berlusconi-Koalition ebenfalls stark macht, stellte sich ebenfalls hinter Montanelli und sprach von "unguten Tönen, die an Sondergerichte erinnern".

Mehr als tausend Linksintellektuelle aus Politik, Wissenschaft und Kultur haben bisher schon einen Appell gegen Berlusconis Allianz unterzeichnet. Unter ihnen befinden sich so prominente Persönlichkeiten wie der 90-jährige Philosoph Norberto Bobbio, Medizinnobelpreisträgerin Rita Levi Montalcini, die Schriftsteller Antonio Tabucchi und Andrea Camilleri und der Oscar-Preisträger von 1999, Roberto Benigni (Das Leben ist schön).