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IWF: USA und China sollen Aufschwung jetzt nützen

Von Christine Zeiner

Wirtschaft
Chinas Regierung hält den Yuan niedrig - das gefällt dem IWF gar nicht.
© photos.com

Appell: Währungen auf- bzw. abwerten. | IWF teilt deutsche Erwartung nicht. | Washington/Wien. Die einen exportieren wie wild, die anderen verbuchen derweil ein kräftiges Loch in ihrer Leistungsbilanz. Doch davor, dass das Ungleichgewicht in Weltwirtschaft künftig noch größer wird, warnt der Internationale Währungsfonds (IWF) in seiner am Mittwoch veröffentlichten Frühjahrsprognose.


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Der Kurs des verhältnismäßig hohen US-Dollars müsste laut IWF sinken. Dagegen müssten asiatische Länder, allen voran China, ihre Währungen ebenso aufwerten wie jene Staaten, die vom hohen Ölpreis profitieren. Die Volksrepublik hält ihre Währung niedrig, indem die Zentralbank entsprechend Yuan ausgibt. Um dem Inflationsdruck stand zu halten, werden kurzfristige US-Schatzanleihen gekauft.

Der Zeitpunkt, um den Ungleichgewichten entgegenzusteuern, sei derzeit ideal: Die Weltwirtschaft gewinne an Fahrt. Anstelle der im Herbst vorausgesagten 4,3 Prozent werde die Weltwirtschaft heuer um 4,9 Prozent wachsen. Optimistischer als noch im Herbst sind die IWF-Ökonomen auch für 2007: 4,7 statt 4,4 Prozent Wachstum werde es geben, heißt es in dem Bericht. Positiv sei, dass das Wachstum nun auf einer breiteren Basis passiere. Die Lokomotive für die Industrieländer sei zwar nach wie vor die USA - dort wird die Konjunktur vor allem von einer starken Konsumnachfrage getragen. Unterstützung kommt nun aber vermehrt von Japan. Und auch in der Euro-Zone geht es bergauf.

Doch anders als deutsche und österreichische Ökonomen meinen jene des IWF nun nicht mehr, dass Deutschland eines der starken Zugpferde sein könnte. Die Prognose mehrere Institute lautet, dass deutsche Konsumenten heuer noch einmal mehr ausgeben werden, bevor im kommenden Jahr die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent angehoben wird. Bis zu 2 Prozent Wachstum werden vorausgesagt. Der IWF hatte sich noch im Jänner verhalten diesem Optimismus angeschlossen, und 1,5 Prozent Plus angenommen. Nun rechnet der IWF nur noch mit 1,3 Prozent, da der Konsum bisher nicht angezogen sei. Und sollte sich die Arbeitsmarktsituation nicht bessern, werde sich daran sich nichts ändern.

Unsicherheit Ölpreis

In seiner Prognose geht der IWF von einem Ölpreis von durchschnittlich 61 Dollar für heuer, und 63 für 2007 aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Fass mehr als 80 USD kosten könnte, sei gering - allerdings sind in dieser Annahme die jüngsten Anstiege auf über 70 USD nicht berücksichtigt. Sollten Unsicherheiten wie diese der Weltwirtschaft keinen Strich durch die Rechnung machen, könnte die Konjunktur auch stärker als prognostiziert wachsen - etwa, wenn boomende Länder wie China und Indien mehr zulegen würden als erwartet, oder Industrieländer mehr investierten bzw. höhere Löhne und Dividenden die Binnennachfrage ankurbelten.