Genaue Prognosen sind nicht möglich. | Kursrückgänge bei Aktien, Ausfälle von Arbeitskräften. | Washington/Wien. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in einer Studie erste Schätzungen darüber vorgelegt, wie sich ein globaler Ausbruch der Vogelgrippe auf die Weltwirtschaft und das internationale Finanzsystem auswirken könnte.
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Wer sich von der Studie harte Zahlen erwartet, wird allerdings enttäuscht. Wie stark sich eine Grippe-Pandemie auf die Wirtschaft auswirken könne, hänge von Faktoren wie Infektions- und Todesrate, Dauer der Pandemie sowie den Reaktionen von Verbrauchern und Firmen ab.
Spanische Grippe
Die Eigenschaften einer Krankheit lassen sich aber nicht prognostizieren, so der IWF. So hätten bei Epidemien in der Vergangenheit beispielsweise die Todesraten sehr stark geschwankt. Schätzungen darüber seien erst möglich, wenn das die Pandemie hervorrufende Virus bereits aufgetreten ist. Die Spanische Grippe von 1918 war laut IWF die drittschlimmste Pandemie der Menschheitsgeschichte nach den Pestausbrüchen im 6. und 14. Jahrhundert. Etwa ein Viertel der Weltbevölkerung erkrankte, rund 40 Millionen Menschen (etwa 2 Prozent der damaligen Weltbevölkerung) starben durch das Virus. Die Spanische Grippe kam in drei Wellen; ein Muster, das laut IWF bei jeder Grippe-Pandemie vergleichbar sei. Auch bei den letzten beiden Grippe-Pandemien der Jahre 1957 und 1968 gab es zwei bis drei Infektionswellen. Bei der Spanischen Grippe war die zweite Welle die verheerendste. Die Todesraten schwankten jedoch sehr stark. In den USA starben 0,5 Prozent der Bevölkerung, in Indien 5 Prozent, während auf einigen pazifischen Inseln wie Fidji sogar Todesraten von 20 Prozent verzeichnet wurden.
Wirtschaft 1918
Es gibt kaum brauchbares Datenmaterial darüber, wie sich die Spanische Grippe auf die Weltwirtschaft ausgewirkt hat. Aus den vorhandenen Zahlen ließe sich ableiten, dass das Weltwirtschaftswachstum durch die Grippe nur 0,4 Prozentpunkte eingebüßt hat. Der IWF hält es für äußerst unwahrscheinlich, dass die Effekte einer Vogelgrippe-Pandemie so bescheiden wären. Die Wirtschaft sei heutzutage wesentlich vernetzter als damals. Außerdem hatte die Welt 1918 gerade den Ersten Weltkrieg überstanden es gab also nicht viel an Wirtschaft, das noch einbrechen konnte.
Risiken für Konjunktur
Auf den Kapitalmärkten hätte eine Pandemie ein Sinken der Aktienkurse zur Folge, weil die Anleger um auf Krisen vorbereitet zu sein Kapital abziehen würden. Die staatlichen Budgets würden laut IWF voraussichtlich stark strapaziert: Einerseits, weil Firmen aufgrund kranker Arbeitnehmer weniger produzieren und kranke Konsumenten weniger kaufen und somit weniger Steuern eingenommen werden, andererseits, weil bestimmte Wirtschaftszweige wie Tourismus, Landwirtschaft, Verkehr, Einzelhandel und Versicherungen im Extremfall staatliche Unterstützungszahlungen bräuchten. Die meisten negativen Auswirkungen, die eine Grippe-Pandemie auf die globale Konjunktur hätte, würden aber nur kurzfristig anhalten, so der IWF.