Finanzkrise kratzt an Fonds-Reserven. | Bisher standen 250 Mrd. Dollar zur Verfügung. | IWF denkt erstmals über die Ausgabe von Anleihen nach. | Washington/Wien. "Vorbeugend" wolle man die eigenen Ressourcen verdoppeln. Das teilte der Internationale Währungsfonds (IWF) am Montag (Ortszeit) auf seiner Internetseite mit. Mit der Verdoppelung der Geldmenge solle das Vertrauen gestärkt werden, dass der IWF "allen neuen Herausforderungen während des aktuellen globalen Abschwungs begegnen" könne. Fazit: Er rechnet mit weiteren Staatspleiten.
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Bisher verfügte der IWF über ein Volumen von 250 Mrd. Dollar, das der Fonds an seine 185 Mitgliedsländer bei Bedarf als Kredit vergeben konnte. Nun sollen es 500 Mrd. Dollar werden. Japan hat bereits einen Zuschuss von 100 Mrd. Dollar in Aussicht gestellt. Wie der IWF an die restlichen 150 Mrd. Dollar kommt, ist noch nicht bekannt. In einem Interview mit dem "Wall Street Journal" hat allerdings der stellvertretende IWF-Direktor, John Lipsky, die Möglichkeit angedacht, dass der IWF selbst Anleihen vergeben könnte - nach dem Modell der Staatsanleihen.
Dass zusätzliches Geld besser früher als später hereinkommt, scheint klar. Denn seit dem Anbruch der Finanzkrise hat die Zahl der "Kunden" wieder rasant zugenommen. Denn der Hauptschwerpunkt des IWF, in Expertenkreisen liebevoll "Masseverwalter" genannt, ist seit der Mexiko-Krise 1982 die Darlehensvergabe an Staaten, die am Rande des Ruins stehen. Zur Zeit sind Weißrussland, Ungarn, Island, Lettland, Serbien und die Ukraine Klienten beim IWF. Zusätzlich wurde vergangenen Monat ein Kredit an El Salvador angekündigt. Mit der Türkei steht der Fonds noch in Verhandlungen. Damit sind bereits 42,9 Mrd. Dollar vergeben worden.
Für Bernhard Felderer, Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS), ist das Aufstocken des IWF "eine nachvollziehbare Vorsichtsmaßnahme".
Riskante Hilfspakete
Allein durch die diversen Bankenhilfspakete laufen die Staaten momentan höhere Gefahr, bankrott zu gehen - falls die staatlichen Garantien schlagend werden. "Dass diese Möglichkeit besteht, darüber müssen wir uns im Klaren sein", meint Felderer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Der IWF habe erkannt, "dass die Krise nicht bald vorbei sein wird und sich eher noch verschärft."
Der IHS-Chef erinnert auch daran, dass IWF-Hilfen nicht unumstritten sind: Von linker Seite wird kritisiert, dass der IWF oft seine Kreditbewilligung an einen Zwang zur Privatisierung koppelt. Von konservativer Seite wird bemängelt, dass die IWF-Hilfe Schwellenländer dazu verführe, zu hohe Schulden aufzunehmen.