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Iyad Allawi - Überlebenskünstler und säkularer Nationalist

Von Adam Schreck/AP

Politik

"Saddam ohne Schnurrbart" mit Verbindungen zu ausländischen Geheimdiensten. | Er hat sich gegen einen angeblich von Diktator Saddam Hussein beauftragten Attentäter zur Wehr gesetzt, mehrere Jahre seines Lebens im Exil verbracht und Gerüchten zufolge höchstpersönlich zahlreiche Aufständische erschossen. Iyad Allawi ist ein Überlebenskünstler, privat wie politisch.


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Letzteres hat der frühere irakische Ministerpräsident bei der Parlamentswahl erneut bewiesen: Sein oppositioneller "Al-Irakiya"-Block hat die Abstimmung mit knappem Vorsprung gewonnen.

"Saddam ohne Schnurrbart"

Im Wahlkampf setzte der Schiit auf nationale Identität und konnte sich damit als Alternative zu religiös eingefärbter irakischer Politik positionieren. Viele trauen dem ausgebildeten Chirurgen zu, die konfessionellen Gräben im Land zu überwinden. Zugleich wird er oft als "Saddam ohne Schnurrbart" bezeichnet - jedenfalls von denen, die sich eine harte Hand an der Spitze des Staates wünschen. Dazu passt, dass der frühere Regierungschef bewusst Gerüchte im Raum stehen lässt, er habe während seiner ersten Amtszeit von 2004 bis 2005 mehrere Aufständische getötet.

"Säkularer Nationalist"

Allawi sei "ein säkularer Nationalist, weit entfernt von schiitischen Islamisten", und habe damit bei Schiiten und Sunniten gepunktet, sagt der Nahost-Experte Michael Hanna von der Century Foundation mit Sitz in New York. Obwohl er selbst der schiitischen Mehrheits-Glaubensrichtung im Irak angehört, fordert Allawi seit langem mehr Einfluss für die sunnitische Minderheit. Als ehemaliges Mitglied der panarabischen sozialistischen Baath-Partei von Saddam Hussein überlebte er einen versuchten Anschlag, der vom damaligen Staatschef persönlich in Auftrag gegeben worden sein soll. Schließlich gründete Allawi eine Oppositionsgruppe mit dem Ziel, die Herrschaft Saddam Husseins zu stürzen.

Vorwürfe wegen Korruption

Kritik blieb dem Überlebenskünstler nicht erspart: Während seiner Amtszeit als Ministerpräsident wurden Vorwürfe wegen weit verbreiteter Korruption laut. Vorwürfe handelte er sich auch ein, weil er während seiner Zeit als Abgeordneter nicht zu Sitzungen im Parlament erschien. Und im Wahlkampf wurde Allawi übelgenommen, dass er einige Zeit im Ausland verbrachte, darunter in Saudi-Arabien.

Für seine erste Amtszeit wurde Allawi, der fließend Englisch spricht, vom irakischen Verwaltungsrat gewählt, der von der US-Besatzungsmacht nach der Invasion eingesetzt wurde. Er hat sich bemüht, diese Verbindung herunterzuspielen und distanziert sich außerdem von vielfach berichteten Verbindungen zum britischen Geheimdienst MI6 und der CIA während Saddam Husseins Herrschaft. Seine Exil-Partei unterhielt in den Jahren vor der US-Invasion Kontakte zur CIA und zum Außenministerium in Washington.

Seine Familie hält Allawi vom Irak fern; seine Angehörigen leben aus Angst vor Anschlägen in London.

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