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Ein perfektioniertes Ebenbild seiner selbst zu schaffen, einen Menschen 2.0 - diese Vision ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Ein künstlich geschaffenes Wesen zu kreieren, das fühlt wie wir, denkt wie wir und handelt wie wir. Nur eben ohne all das lästige Allzumenschliche - wie Irrtümer, Trugschlüsse, Hunger, Krankheiten oder Tod. Es streckt also auch hier die Sehnsucht nach Unsterblichkeit ihre auf den ersten Blick verlockenden Fühler aus.
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Nach Jahrhunderten, deren Resultate auf dem Gebiet über Horrorvisionen à la Frankenstein nicht hinausgingen, widmet sich nun die Computerwissenschaft der künstlichen Intelligenz. Beim Schach musste sich schon mancher dem Rechner geschlagen geben. Punkto Perfektion sind Computer unschlagbar. Sie ist ihre einzige Aufgabe. Das, was den Menschen zum Menschen macht - und woran der Computer scheitert - ist jedoch genau das Nicht-Perfekte. Irrationale Intuition, Emotion, Inspiration, Fantasie, Spontaneität und Spiritualität - mit der Logik der Perfektion hat Menschlichkeit kaum etwas zu tun. All das mit dem Binärcode nachzubauen ist kaum vorstellbar. Denn ausschließlich vernünftig erklärbar ist unsere Existenz noch nie gewesen. Was uns wohl vor der Langeweile rettet.
Beruhigend, dass es nach wie vor einfacher ist, Perfektion künstlich herzustellen als das nicht ganz so Perfekte. Und ein Trost bei jedem Fehler: Er macht uns einzigartig.