Zum Hauptinhalt springen

Jagd auf die "Baby-Hummer"

Von Helmut Dité

Wirtschaft
Darfs eine Nummer kleiner sein? Der meistverkaufte BMW ist in Österreich heuer der X1 - sein Spritsparmotor aus Steyr gewann einen "Engine of the Year"-Preis.
© BMW

Kleine SUVs legen um ein Viertel zu. | Tageszulassungen verzerren Statistik. | Wien. Fast 170.000 neue Pkw wurden heuer im ersten Halbjahr in Österreich schon ausgeliefert, um 2,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Während aber 2009 drei Monate lang die staatliche Schrottprämie vor allem den Verkauf von Kleinwagen pushte, legt heuer das Segment der Geländewagen (SUV) und der Premium-Modelle stark zu.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Allein um gut ein Viertel mehr SUVs wurden verkauft - angesichts der steigenden Feinstaubbelastung in den Cities ein "Besorgnis erregender Trend", meint der "Verkehrsklub Österreich" (VCÖ). Die Autobauer kontern: Nicht die als Spritschlucker verschrieenen ganz großen Geländekombis à la "Hummer" seien gefragt, sondern die kompakten "Kleinen" - mit spritsparender Motorisierung.

BMW Österreich etwa meldet seinen neuen X1 als bestverkauftes Modell: Acht Monate nach der Markteinführung sind schon 2000 Stück ausgeliefert. 99 Prozent davon mit Motoren aus dem Motorenwerk im oberösterreichischen Steyr. Dort ist man besonders stolz auf den neuen, leistungstärkeren Vierzylinder-Doppelturbo-Diesel, der den X1 mit weniger als sechs Litern pro 100 Kilometern antreibt.

Auch beim Marktführer Porsche Austria - die Marken des VW-Konzerns erreichten auch heuer einen Marktanteil von 32 Prozent - legten die Premiummodelle am stärksten zu - aber ebenfalls mit den sparsameren Motorisierungen. Bei der Konzerntochter Skoda etwa sorgte besonders der neue kleine SUV "Yeti" für erfreuliche Zuwächse, Audis kleinerer Allradler "Q5" hat lange Lieferzeiten.

Mehr als 300.000 Pkw im Gesamtjahr erwartet

Für den Rest des Jahres erwartet der VW-Importeur einen leichten Rückgang gegenüber 2009 - schon im Juni war der Pkw-Absatz um gut 8 Prozent unter dem Vorjahresvergleichsmonat gelegen. Insgesamt aber werden heuer wieder deutlich mehr als 300.000 Pkw-Neuzulassungen in Österreich erwartet - "ein gutes Normaljahr".

Die Frage, wo der "echte Markt" liegt, beschäftigt mittlerweile viele Beobachter, weil die Zahl der Tageszulassungen einen neuen Höchststand erreicht hat - zuletzt waren es 86 Prozent mehr als im Vorjahr. Das erlaubt den Importeuren und Händlern einerseits größere Rabatte. Ein großer Teil dieser Tageszulassungen - mehrere tausend Autos pro Jahr - wandert jedoch in den Export und verzerrt die heimische Statistik nicht unerheblich, wie man bei der Porsche-Holding in Salzburg anmerkt: "Selbst unter den Top-Ten-Marken finden sich Anbieter, bei denen der Anteil der Tageszulassungen rund 20 Prozent der Neuzulassungen ausmacht, im Mittelfeld gibt es eine Marke aus Fernost, die jedes dritte Auto nur an- und abmeldet und sogleich exportiert."

Am grundsätzlichen Stärkeverhältnis hat sich nichts verändert: Die Marken des VW-Konzerns haben im Halbjahr nicht weniger als sieben Modelle unter den Top 10, darunter auf den Rängen 1 und 2 den "Golf" - wie immer - und das "Auto des Jahres", den "Polo".

Kleine Allradler boomen auch im Herbst

Mercedes und BMW melden Zuwächse auch bei den großen Modellen, die Luxusmarke Porsche stellte mit den neuen Cayenne und Panamera einen Halbjahresrekord mit einer Absatzverdoppelung auf - die Lieferzeiten reichen schon weit ins Jahr 2011 hinein.

Der Boom der "Baby-Hummer" wird trotz allem wohl auch im zweiten Halbjahr weitergehen: Honda und Toyota haben Neuauflagen ihrer entsprechenden Modelle im Handel, ebenso die koreanischen Schwestern Kia und Hyundai.

Und BMW bringt den Mini "Countryman": Der erste viertürige Mini ist auch mit Allradantrieb zu haben und läuft bereits als Nachfolger der erfolgreichen, aber nach Amerika übersiedelten X3-Produktion im Grazer Werk von Magna Steyr vom Band.