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Jagd nach frischem Geld der Anleger

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Immoeast kündigt Mega-Kapitalerhöhung ab Mai an. | Immofinanz wird die Hälfte der neuen Aktien kaufen. | Wien. Die Immofinanz, sie gehört zum Imperium der Constantia Privatbank, schlägt diesmal mit ihrer Osttochter Immoeast zu. | Diese soll sich im Zug einer Kapitalerhöhung noch im Frühjahr rund 3 Mrd. Euro über die Börse holen. Die Hälfte der Aktien wird wie beim letzten Mal - als im Vorjahr Aktien um 1,13 Milliarden Euro ausgegeben wurden- bei der Immofinanz landen. Um den Kauf finanzieren zu können, erwägt auch die Immofinanz eine Kapitalerhöhung.


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Gelingt der Immoeast-Kapital-Coup auch diesmal, wird es die größte Kapitalaufstockung in Österreich. Sie liegt ganz knapp vor der Kapitalerhöhung der Erste Bank, die damit den Kauf der rumänischen Großbank BCR finanziert hat. Zukäufe in Zentral- und Osteuropa sollen mit dem Geld sollen vorangetrieben werden.

Wettlauf im Ankündigen spektakulärer Coups

Mit der eilig einberufenen Pressekonferenz am Freitag gelang Karl Petricovics, er ist Chef der Constantia-Privatbank, Immofinanz und Immoeast in Personalunion, ein Etappensieg im Wettlauf um die Ankündigung spektakulärer Kapitalerhöhungen von Immobilien-Gesellschaften. Denn seit 12 Tagen ist bekannt, dass auch Konkurrent Meinl European Land sich wieder frisches Geld mittels Kapitalerhöhung holen will. Aber erst am Montag wird Meinlbank Vorstand, Julius Meinl V, im Duett mit European-Land-Aufsichtsratchef Francis Lustig seine Immobilienaktien bewerben.

Karl Petricovics und sein Vorstandskollege Norbert Gertner sind dem Team Meinl-Lustig nun zuvor gekommen. Sie planen die Ausgabe von 333,5 Mio. jungen Immoeast-Aktien. Der Preis Stück wird zwischen acht und zehn Euro liegen. Die Kosten der Emission beziffert Petrikovics mit 75 bis 90 Mio. Euro. Der Beschluss in der außerordentlichen Hauptversammlung am 20. März sei nur noch Formsache. Die Kapitalerhöhung starte im Mai.

Aktien-Kurs sackte um 4,5 Prozent ab

Der Kurs der Immoeast reagierte auf die Nachricht der Mega-Kapitalerhöhung mit einem für ein Immo-Aktien starken Minus von zunächst etwa 4,5 Prozent.

Besonders hohe Nachfrage nach den neuen Wertpapieren erwarten sich die Immoeast-Chefs aus dem Ausland - vor allem den USA, Großbritannien und Niederlanden. Derzeit werden 30 Prozent der Aktien von institutionellen Investoren gehalten, der Rest von privaten Anlegern.

Gute Geschäfte mit Immobilien des Ostens

Petrikovics setzt auf höhere Einstiegsrenditen in Osteuropa. Budapest, Prag und Warschau würden den Westen übertreffen. Moskau liege bei 11, Kiew bei 15 bis 16 Prozent. Demgegenüber stünden weniger als 6 Prozent Rendite in Wien. Samt vertraglich fixierter Projekte verfüge die Immoeast über ein Portfolio von 4,1 Mrd. Euro.

Die im Vorjahr eröffnete Jagd der Immobiliengesellschaften nach frischem Geld der Anleger für ihre Zentral- und Osteuropa-Expansionen geht weiter. Im vergangenen Jahr hatten sich vor allem die Immofinanz-Gruppe und Meinl European Land zusammen mehr als 3,5 Mrd. Euro von den Anlegern geholt. Für Immobilien-Transaktionen wurden in Osteuropa etwa 5 Mrd. Euro ausgegeben.

Erstaunte Analysten, warnende Experten

Analysten haben sich am Freitag über das Ausmaß der angekündigten Kapitalaufstockung verblüfft gezeigt, glauben aber, dass es der Immoeast gelingen wird, das Geld aufzutreiben.

Die starken anlagesuchenden Kapitalströme würden aber Druck auf die Renditen in Osteuropa ausüben. Anlage-Experten warnen indes vor einer entstehenden Immobilienblase. Diese könnte aufgrund überhöhter Bewertungen sowohl in Österreich, wie auch in Osteuropa innerhalb der nächsten Jahre zum Platzen kommen. Ähnliches sei erst vor kurzem, zum Leidwesen der Anleger, in Deutschland passiert.