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"No woman, no cry", sang dereinst Jamaikas Reggae-Legende Bob Marley. Ausgeweint hat es sich fürs Erste auch für Frau Veronica Campbell-Brown, eine der größten Sportlerinnen in der Geschichte der Karibik-Insel. Denn die dreifache Sprint-Olympiasiegerin, die nach einem positiven Dopingtest vom Mai 2013 eigentlich zwei Jahre gesperrt werden sollte, kommt nun gänzlich um eine Strafe herum. Grund ist ein schlampig durchgeführter Dopingtest, der den Richtern vom angerufenen Internationale Sportgerichtshof CAS gar keine andere Wahl ließ, als die Sperre wieder aufzuheben. Dass mitunter bei Dopingtests dilettiert wird, wissen wir auch aus erster Hand aus Österreich - siehe der Fall Dinko Jukic -, doch wer den 58-Seiten-Bericht des CAS liest, der kommt ins Staunen: So sei der Behälter mit der ersten Urinprobe nicht versiegelt und ordentlich verschlossen gewesen, sodass Verunreinigungen mit Wasser oder Schweiß möglich waren; für die zweite Probe von Campbell-Brown sei dann kein neues Gefäß verwendet worden. Womit der Nachweis des Diuretikums HCT zur Verschleierung von Doping-Präparaten nichtig war. Fazit der CAS-Richter: Der Dopingkontrolleur habe die verbindlich vorgeschriebenen Abläufe "wissentlich verletzt". Also steckte Absicht dahinter? Man wird Jamaika, das nicht nur die schnellsten Sprinter weltweit, sondern offenbar auch die dümmsten Doping-Prüfer hat, noch genauer auf die Finger schauen und auch den Einspruch von Ex-Sprint-Weltrekordler Asafa Powell gegen seine Sperre beim CAS analysieren müssen. "Everything’s gonna be alright" gilt im Land von Supersprinter Usain Bolt jedenfalls ganz sicher nicht.