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Jane Austen, rechtschaffen schiach

Von Christina Böck

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"Wenn irgendetwas Unerfreuliches passiert, kommen die Männer mit Sicherheit drum herum." Soweit die Worte der britischen Schriftstellerin Jane Austen. Wie viele Männer involviert waren beim Design der neuen Pfund-Banknote, die Jane Austen zeigt, ist nicht detailliert bekannt. Es werden wahrscheinlich ein paar dabei gewesen sein. Sonst gäbe es jetzt nicht wieder Probleme. Mitte Juli, zum 200. Todestag Jane Austens, soll der neue Zehn-Pfund-Schein präsentiert werden. Er ist die Folge einer Petition, die gefordert hat, dass noch eine weitere Frau neben der Queen auf den Banknoten abgebildet ist. So geschah es und Jane Austen, einer der wichtigsten Stimmen der englischen Literatur, wurde die monetäre Ehre zuteil. Die Freude war groß. Bis man des Bildes, das für die Note ausgewählt wurde, ansichtig wurde. Es ist jetzt nämlich so: Die Geld-Jane ist zu hübsch. Auf dem Schein wurde ein Porträt verwendet, das nach Austens Tod angefertigt wurde. Und zwar auch noch zu Werbezwecken für ihren Verlag. Kritikerinnen sagen, es sei schon beachtlich, dass man Austen nicht einfach so abbilden könne, wie sie ausgesehen habe. Und glaubt man einem Porträt, das in der National Portrait Gallery verwahrt wird, dann hatte sie nicht nur dünne Lippen und Augenringe, sondern womöglich sogar Cellulite (das war im 19. Jahrhundert noch kein Thema, damals gab es keine Magazine, die Prominentenfotos mit "Schenkelschande!" übertitelten). Kurz gesagt, auf dem Porträt sieht sie aus wie die Urheberin eines Zitats, das lautet: "Wenn du nichts Schlechtes über einen anderen zu sagen weißt, sage lieber überhaupt nichts."