Tokio setzt künftig allein auf zivile Hilfe. | Tokio. Die neue japanische Regierung will den Afghanistankrieg der Anti-Terror-Allianz nicht mehr militärisch unterstützen, sondern künftig allein auf zivile Hilfen setzen. Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa erklärte, dass die japanische Marine Kriegsschiffe vor allem aus den USA und Großbritannien im Indischen Ozean ab Mitte Januar nicht mehr mit Treibstoff und Wasser versorgen wird.
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Ein entsprechendes Gesetz werde nicht verlängert, deutete auch Außenminister Katsuya Okada nach einem Überraschungsbesuch in Afghanistan und Pakistan am Wochenende an. Stattdessen plant die japanische Regierung mehr zivile Einsätze etwa durch Einkommensgarantien, Jobtraining für Taliban-Soldaten, Unterricht in Agrartechnik und mehr Medizinhilfe. Die Details werden bis zum Besuch von US-Präsident Barack Obama Mitte November in Tokio ausgearbeitet. Japan hat Afghanistan seit 2001 zwei Milliarden Dollar für Sicherheit, Infrastruktur und Ausbildung zugesagt und liegt damit hinter den USA und Großbritannien an dritter Stelle.
Die in Japan höchst unpopuläre Tankmission läuft mit kurzen Unterbrechungen seit Oktober 2001 und hätte vor ihrem routinemäßigen Ende in drei Monaten erneut vom Parlament verlängert werden müssen. Das Gesetz erlaubte japanischen Soldaten erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg die Teilnahme an Militäraktionen im Ausland.
Premierminister Yukio Hatoyama hatte die Versorgung der Militärschiffe vor dem Wahlsieg seiner Demokratischen Partei Ende August immer mit dem Argument abgelehnt, der Krieg in Afghanistan sei nicht von den Vereinten Nationen genehmigt.
Das Ende der Tankmission ist ein Ausdruck der neuen Außenpolitik Japans, das innerhalb des Bündnisses mit dem engsten Sicherheitspartner USA nach mehr Gleichberechtigung strebt. Tokio will mehr als nur der US-Erfüllungsgehilfe in Asien sein.
Zudem wendet sich Japan künftig stärker seinen ostasiatischen Nachbarn zu. "Japan als asiatische Nation muss politisch mehr Gewicht auf Asien legen", sagte Hatoyama bei einem Treffen mit seinen Amtskollegen aus China und Südkorea in Peking am Wochenende. Der Premier startete dabei seine Initiative zur Gründung einer Ostasiatischen Union. Langfristig denkt Hatoyama an einen Asienbund nach dem Vorbild der Europäischen Union bis zu einer gemeinsamen Währung.