Trotz vieler Rezessionsjahre ist Japan nach wie vor einer der reichsten Länder der Welt. Im Vorjahr wurde zudem die herbeigesehnte Wende geschafft, das BIP-Wachstum erreichte geschätzte 3,9%. IT- und Telekommunikationsbranche boomen, ebenso die Exporte. Auch Österreichs Exporteure naschen am wachsenden Kuchen mit. Zudem besteht noch etwa zwei Jahre eine historische Chance, japanische Betriebe zu übernehmen.
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Rezession hin oder her - das hohe Einkommens- bzw. Preisniveau der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft mit fast 130 Millionen Einwohnern ermöglichte Exporteuren wie Investoren auch im letzten Jahrzehnt ausgezeichnete Gewinnspannen. Seit 2003/2004 wird der japanische Markt dank deutlich gestiegener Dynamik noch attraktiver. "Die Wirtschaft wächst, die Investitionen nehmen zu, und die Aktien erfreuen sich selektiv wieder der Gunst ausländischer institutioneller Anleger", freut sich der "Asien erprobte" österreichische Handelsdelegierte in Tokio, Ernst Laschan. Wehrmutstropfen sind der relativ schwache Inlandskonsum und die relativ hohe Arbeitslosigkeit. Viele Japaner haben genug Geld auf der hohen Kante, lassen es aber dort statt zu konsumieren.
Weniger betroffen ist davon das Gros der österreichischen Exporteure. Unter den heimischen Ausfuhrprodukten dominieren vor allem Spezialmaschinen, Konsumgütern kommt keine so große Bedeutung zu. Diese sind der japanischen Öffentlichkeit noch wenig bekannt.
Die österreichischen Exporteure nutzten 2004 ihre Chancen und steigerten die Ausfuhren um rund 24% auf über 1 Mrd. Euro. "Dies zeigt, dass trotz des starken Euros die österreichischen Produkte konkurrenzfähig waren", meint Laschan. Da sich Japans Wirtschaft in den kommenden Jahren aufwärts bewegen werde, seien die Chancen gut, die Marktposition für österreichische Produkte in Japan weiter zu festigen.
Positiv entwickeln sich auch die Rahmenbedingungen im Land. "Zum einen macht die Reform der Unternehmen und Banken Fortschritte. Zum anderen bestehen noch für die kommenden zwei Jahre gute Chancen, eine japanische Firma günstig zu erwerben", wirbt Laschan für ein Japan-Engagement. Während früher eher ausländisches Interesse an Großunternehmen bestanden habe, konzentriere sich das Kaufinteresse nun auf Klein- und Mittelbetriebe. "Österreichische Investoren verhandeln derzeit darüber, ein gesamtes Skigebiet in Japan anzukaufen", berichtet Laschan. Japans Skiindustrie sei stark rückläufig, zahlreiche Skigebiete mussten in den letzten Jahren ihren Konkurs anmelden und sind zum Verkauf freigegeben.
In der Vergangenheit kamen im europäischen Vergleich relativ wenig Direktinvestitionen aus Österreich nach Japan. In den letzten Jahren wagen aber immer mehr heimische Unternehmen diesen Schritt. Mittlerweile haben über 60 österreichische Firmen Niederlassungen, vor allem für den Vertrieb. Einige wenige produzieren bzw. assembeln selbst vor Ort, etwa die Firmen Plansee, Hörbiger Ventilwerke, SEZ und AVL List. Langsam setzen sich nun auch Unternehmen im Konsumgüterbereich wie Swarovski, Riedel, Augarten und KTM durch.
Nach Branchen sind im Export nach Japan Maschinen und Verkehrsmittel mit 34%, sonstige Fertigwaren mit 19% sowie Baumaterialien und chemische Erzeugnisse mit jeweils 13% führend. Bei Konsumgütern zeigt sich Aufholbedarf, da etwa Lebensmittel nur 7% und Einrichtungsgegenstände 4% der österreichischen Exporte ausmachen. Im Bereich Luxusartikel sind Hersteller wie Wolford, Swarovski, Riedel, und Augarten in Japan gut vertreten.
Aktuell werden Exporteuren momentan vor allem im Geschäftsfeld erneuerbare Energien, bei Produkten für die Altersversorgung sowie in ausgewählten Bereichen der Automobilbranche gute Chancen zugesprochen. Auch die österreichische Umwelttechnologie und der Gesundheits- und Wellnessbereich erfreuen sich in japanischen Fachkreisen eines sehr guten Rufes.
Die Präsentation eigener Entwicklungen soll am besten in Form von Seminaren oder individuellen Präsentationen erfolgen, meint Laschan. Auch Messebeteiligungen oder -besuche bzw. die Teilnahme an Wirtschaftsmissionen seien ein geeigneter Weg: Viele Mittel- und Kleinbetriebe, die als Zulieferer der Großunternehmen nunmehr der Industriebereinigung und Firmenumstrukturierungen zum Opfer fallen, benötigen neue Technologien, Ausrüstungen und Kooperationspartner. n